In der Vertrauensumfrage der OECD wird untersucht, wie die Menschen verschiedene öffentliche Institutionen in ihrem jeweiligen Land wahrnehmen und inwieweit sie ihrer jeweiligen Regierung vertrauen. Das Untersuchungsspektrum reicht dabei vom alltäglichen Kontakt mit öffentlichen Institutionen bis hin zur Entscheidungsfindung bei komplexen Politikfragen. Die 2021 initiierte Vertrauensumfrage wurde im Oktober und November 2023 in 30 OECD-Ländern durchgeführt, und die Ergebnisse sind jeweils repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung in diesen Ländern.
OECD Survey on Drivers of Trust in Public Institutions 2024 Results - Country Notes: Deutschland
Vertrauen in die öffentlichen Institutionen
Copy link to Vertrauen in die öffentlichen Institutionen36 % der in Deutschland lebenden Menschen gaben 2023 an, großes oder vorwiegend großes Vertrauen in die Bundesregierung zu haben. Dieser Wert liegt unter dem OECD-Durchschnitt von 39 %.
Die in den meisten OECD-Ländern beobachteten Tendenzen finden sich auch in der Bundesrepublik: Menschen in Deutschland haben mehr Vertrauen in die Polizei (64 %), die Gerichte und das Justizsystem (58 %) sowie in andere Menschen (54 %) als in die Bundesregierung (36 %). Die Hälfte der Bevölkerung gibt an, in den öffentlichen Dienst auf Bundes- sowie auf Landes- und Kommunalebene großes oder eher großes Vertrauen zu haben (50 %). Politische Parteien (26 %), Medien (34 %) und der Bundestag (35 %) zählen in Deutschland zu den Institutionen, denen das geringste Vertrauen entgegengebracht wird.
Menschen in Deutschland, die das Gefühl haben, dass das derzeitige politische System Menschen wie ihnen kein Mitspracherecht lässt, tendieren um 54 Prozentpunkte weniger dazu, der Bundesregierung zu vertrauen, als diejenigen, die das Gefühl haben, eine politische Stimme zu haben. Damit ist das Vertrauensgefälle in Deutschland größer als im OECD-Raum, wo der Abstand im Schnitt 47 Prozentpunkte beträgt.
Männer haben häufiger großes oder eher großes Vertrauen in die Bundesregierung als Frauen (41 % gegenüber 32 %). Das geschlechtsspezifische Gefälle beim Vertrauen in die nationale Regierung ist damit größer als im Durchschnitt der OECD-Länder, der 7 Prozentpunkte beträgt.
In Deutschland ist das Vertrauensgefälle zwischen Jüngeren und Älteren sowie zwischen Befragten mit und ohne finanzielle Sorgen geringer als im OECD-Durchschnitt, wohingegen das Vertrauensgefälle zwischen Befragten mit niedrigerem und höherem Bildungsabschluss über dem OECD-Durchschnitt liegt.
Wahrnehmung der Einflussfaktoren für das Vertrauen in die öffentliche Governance
Copy link to Wahrnehmung der Einflussfaktoren für das Vertrauen in die öffentliche GovernanceWahrnehmung des alltäglichen Kontakts mit öffentlichen Institutionen
In Bezug auf den täglichen Umgang mit öffentlichen Institutionen entspricht die Zufriedenheit der Deutschen bei den meisten betrachteten Messgrößen entweder dem OECD-Durchschnitt oder sie liegt darunter.
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland (53 %), die das Gesundheitssystem in jüngerer Zeit genutzt haben, ist damit zufrieden, verglichen mit einem OECD-Durchschnittswert von 52 %. Außerdem sind 51 % der Befragten mit den von ihnen in Anspruch genommenen Verwaltungsleistungen zufrieden, was ein wichtiger Einflussfaktor für das Vertrauen in den öffentlichen Dienst ist. Der OECD-Durchschnitt liegt hier bei 66 %.
Die Menschen in Deutschland halten es für wahrscheinlicher als im OECD-Durchschnitt, dass sie sich zu kommunalen Angelegenheiten äußern können: 43 % halten dies für wahrscheinlich, gegenüber 41 % im OECD-Durchschnitt.
Allerdings rechnen in Deutschland nur 32 % der Befragten damit, dass das öffentliche Dienstleistungsangebot nach Beschwerden verbessert wird, weniger als im OECD-Durchschnitt (39 %).
Wahrnehmung der Entscheidungsfindung bei komplexen Politikfragen
Bei fast allen Messgrößen für die Entscheidungsfindung bei komplexen Politikfragen liegen die Ergebnisse für Deutschland auf oder unter dem OECD-Durchschnitt. Darüber hinaus hat ein geringerer Anteil der Bevölkerung eine positive Wahrnehmung von der Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit komplexen Fragen als vom alltäglichen Kontakt mit öffentlichen Institutionen. Dies ist in Deutschland wie im OECD-Raum als Ganzes zu beobachten.
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland (54 %) glaubt, dass der Staat in der Lage ist, im Notfall Leben zu schützen, gegenüber 53 % im OECD-Durchschnitt.
39 % der Deutschen gehen davon aus, dass die Regierung die besten verfügbaren Daten für Entscheidungsprozesse nutzt – weniger als im OECD-Durchschnitt (41 %).
In den meisten Ländern wird die staatliche Integrität als gering wahrgenommen: Nur ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands (26 %) hält es für wahrscheinlich, dass sich Politiker*innen weigern würden, als Gegenleistung für eine gut bezahlte Beschäftigung im Privatsektor einen politischen Gefallen zu erweisen. Damit ist die Wahrnehmung staatlicher Integrität geringer als im OECD-Durchschnitt (31 %).
29 % der Befragten in Deutschland glauben, dass das politische System es Menschen wie ihnen ermöglicht, Einfluss auf das Regierungshandeln zu nehmen. Dieser wichtige Einflussfaktor für das Vertrauen in die nationale Regierung entspricht in etwa dem OECD-Durchschnitt (30 %).
Weitere Informationen unter: oe.cd/trust
Dieses Dokument wird unter der Verantwortung des Generalsekretärs der OECD veröffentlicht. Die darin zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Argumente spiegeln nicht zwangsläufig die offizielle Einstellung der Mitgliedstaaten der OECD wider.
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Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD. Die einzigen offiziellen Fassungen sind der englische und der französische Text.