In diesem Kapitel wird Brandenburgs Situation innerhalb der Bundesrepublik Deutschland beschrieben. Zudem werden die Gründe für die Untersuchung kurz dargestellt, bevor die Art der Zusammenarbeit zwischen der OECD, der Europäischen Kommission und der Landesregierung skizziert wird. Darüber hinaus wird der Aufbau der Untersuchung dargestellt und die Thematik der nachfolgenden Kapitel beleuchtet. Das Kapitel endet mit einer ausführlichen Zusammenfassung der Erkenntnisse und Empfehlungen.
Zugang zu Hochschulbildung im Bundesland Brandenburg
1. Einführung
Abstract
Der Untersuchungsrahmen
Brandenburg ist eines der 16 Länder der Bundesrepublik Deutschland. Es umschließt vollständig das Bundesland Berlin und grenzt an die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern (im Norden), Sachsen (im Süden), Sachsen-Anhalt (im Westen) sowie an die Republik Polen (im Osten). Brandenburg gehört zu den Ostbundesländern, den sogenannten neuen Ländern. Die Landeshauptstadt Potsdam liegt südwestlich von Berlin.
Die Nähe zur Bundeshauptstadt macht Brandenburg zu einem attraktiven Sitz für Gesellschaften, unternehmerisch Tätige und Fachkräfte die von der Wirtschaftsleistung Berlins profitieren und gleichzeitig die Standortkosten der Hauptstadt vermeiden möchten. Doch diese Nähe zu Berlin ist Segen und Fluch zugleich, denn die in Brandenburg herangezogenen Talente – Hochschulabsolventen und ausgebildete Fachkräfte – wandern in die Hauptstadt ab. Brandenburgs Herausforderung besteht darin, Nutzen aus seinen Stärken zu ziehen und ein ansprechendes Umfeld für die vor Ort ausgebildeten Fachkräfte zu schaffen, damit diese auch im Land verbleiben.
Mit 2,5 Millionen Menschen macht Brandenburgs Bevölkerung 3 % der Gesamtbevölkerung Deutschlands aus. Experten schätzen, dass sie in den nächsten 20 Jahren schrumpfen wird. Die Bevölkerung gehört deutschlandweit schon jetzt zu den ältesten und laut Schätzungen wird das Durchschnittsalter noch weiter ansteigen. Dieser demografische Wandel hat Auswirkungen auf das Qualifikationsprofil der Bevölkerung und damit auf den regionalen Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig befindet sich die Brandenburger Wirtschaft in einem starken Wandel, wodurch sich neue Perspektiven für hochqualifizierte Arbeitskräfte eröffnen. Im Zuge dessen hat das Bundesland seine Bemühungen um eine Diversifizierung der Wirtschaft in Richtung saubererer und stärker wissensintensiver Branchen intensiviert. Dazu gehören die Entwicklung moderner Fertigungsverfahren, die Förderung unternehmerischer Aktivitäten an landeseigenen Hochschuleinrichtungen sowie innovativer Arbeits- und Lebensorte und der schrittweise Ausstieg aus der Kohleförderung zugunsten von Technologien der nächsten Generation. Dies wird ergänzt durch Spillover-Effekte aus der Berliner Startup-Szene.
Als treibende Kraft in der Kompetenzbildung und Forschung wird der Hochschulbereich dem Land helfen, wirtschaftliche Chancen zu nutzen und Fachkräfteengpässe zu überwinden.
Zur Untersuchung
Diese Untersuchung soll die Brandenburger Behörden, insbesondere das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK), und Hochschulen bei der Verbesserung der Bildungsergebnisse und des Qualifikationsniveaus der jungen Brandenburger sowie bei der Um- und Höherqualifizierung von älteren Lernenden unterstützen. Letztlich soll dies der wirtschaftlichen Entwicklung und der sozialen Inklusion im Land dienen. Zu den wichtigsten beteiligten Behörden gehört das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK).
Die OECD sollte Analysen durchführen, Beispiele bewährter Praktiken anderer Rechtsordnungen sammeln und Politikempfehlungen aussprechen, um das MWFK bei der Erstellung einer neuen Hochschulentwicklungsplanung zur besseren Angleichung des Hochschulangebotes an den aktuellen und zukünftigen Bedarf der Brandenburger Wirtschaft zu unterstützen. Zu diesem Zweck hat die OECD:
anhand zahlreicher verfügbarer Dokumente sowie vergleichbarer internationaler und deutschlandspezifischer Informationen folgende Aspekte im Land Brandenburg analysiert und ermittelt: die aktuelle politische Lage in Bezug auf Hochschulbildung und Kompetenzentwicklung, Zugangsmöglichkeiten zur Hochschulbildung, Studierendenprofile und Absolventenlaufbahnen.
ausgewählte (inter-)nationale Beispiele empfehlenswerter Praktiken analysiert, um die Handlungsempfehlungen an staatliche Behörden, Hochschulen und andere wichtige Akteure, wie Brandenburger Schulen und Unternehmen, zu unterstreichen.
sich per Videoschaltung mit wichtigen Brandenburger Akteuren (staatliche Einrichtungen, Hochschulen, Studierende, Schulen und Unternehmen) beraten, um die Hintergründe des Vorhabens besser zu verstehen und Handlungsansätze zu besprechen.
Die Untersuchung wurde im Rahmen des Projekts „Analyse und Rat für eine erneuerte Strategie für Hochschulbildung für Brandenburg und Empfehlungen für die Kategorisierung Wissenschaftlicher Weiterbildung“ (Analysis and advice for a renewed tertiary education strategy for Brandenburg and guidance on categorisation of scientific continuing education) durchgeführt und von der Europäischen Union mittels des Programmes zur Unterstützung von Strukturreformen (SRSP) finanziert. Dafür arbeitete das MWFK eng mit den Brandenburger Hochschulen und der Generaldirektion Unterstützung von Strukturreformen (GD REFORM) der Europäischen Kommission zusammen.
Daraus ist dieser Bericht entstanden, anhand dessen die Brandenburger Behörden und Hochschulen einen aktuellen, zusammenhängenden und wirksamen Handlungsrahmen für die Hochschulbildung entwickeln werden, der als Grundlage für eine neue Hochschulbildungsstrategie in Brandenburg dienen soll.
In Kapitel 2 wird der Rahmen für die Untersuchung des Hochschulsystems in Brandenburg gesteckt. Darin werden die wirtschaftlichen und demografischen Herausforderungen in Brandenburg unter Berücksichtigung demografischer Trends und daraus resultierender wirtschaftlicher Veränderungen erörtert. Mit dem Rückgang des Kohleabbaus und dem Aufschwung wissensbasierter Branchen (z. B. moderne Produktion und Gesundheitswesen) wird der Qualifikationsbedarf auf dem Arbeitsmarkt steten Veränderungen unterliegen. Diese Veränderungen werden sich stark auf das Brandenburger Hochschulsystem auswirken. In diesem Kapitel wird ebenfalls verdeutlicht, welchen Beitrag Brandenburgs Hochschulsystem zu weiteren wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten im Land leisten kann.
In Kapitel 3 geht es um die Organisation des Hochschulsystems. Im Einzelnen werden die Hochschulgesetzgebung, die Steuerung und Finanzierung des Hochschulsystems durch die Landesregierung und die Governance- und Managementkonzepte der einzelnen Hochschulen betrachtet. Darüber hinaus werden die verschiedenen Studiengänge aufgeführt und die Schwierigkeiten geschildert, die das Hochschulsystems überwinden muss.
In Kapitel 4 wird erörtert, wie Brandenburg jungen Leuten den Zugang zu seinem Hochschulsystem ermöglicht. Dabei geht es um den Übergang vom sekundären in den tertiären Bildungsbereich, Berufs- und Studienberatung und -orientierung von Sekundarschülern und den Trend unter Brandenburgs Schulabgängern, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Im Vordergrund stehen die Entscheidungen der Schulabgänger und die Faktoren, die bei der Wahl des Studienortes eine Rolle spielen.
In Kapitel 5 werden die Leistungen der Studierenden an den brandenburgischen Hochschulen betrachtet. Der Schwerpunkt liegt auf dem Profil der Studierendenschaft im Land Brandenburg einschließlich der internationalen Studierenden. Dafür werden Erfolgsmaßstäbe des Brandenburger Hochschulsystems – wie Abschlussquoten und die benötigte Semesteranzahl bis zum Qualifikationsabschluss – mit denen anderer Bundesländer verglichen. Darüber hinaus wird das Finanzierungssystem zur Unterstützung von Hochschulstudierenden betrachtet.
In Kapitel 6 wird beleuchtet, wie sich das Studium an Brandenburgs Hochschulen auf den beruflichen Werdegang der Absolventen auswirkt. Es wird deutlich, dass die Beschäftigungsquote der Brandenburger Hochschulabsolventen im Vergleich zu jenen anderer Regionen hoch ausfällt. Allerdings finden viele unter ihnen Anstellung in einem anderen Bundesland. Dieses Kapitel beschäftigt sich zudem damit, wie internationale Studierende mit einem Abschluss von brandenburgischen Hochschulen dazu beitragen können, Lücken auf dem Arbeitsmarkt im Land Brandenburg zu schließen.
In Kapitel 7 werden die Hochschulbildungsstrategien und -maßnahmen der Landesregierung vorgestellt. Es wird erörtert, welche Rolle das Hochschulsystem bei der Anpassung dieser Strategie spielen kann.
In den Kapiteln 2 bis 7 wird eine Situationsanalyse vorgenommen. Darin werden zunächst die gegenwärtigen Regelungen und Trends beschrieben. Im Anschluss erfolgt eine Leistungseinschätzung anhand von Betrachtungen von Herangehensweisen an ähnliche Herausforderungen in anderen OECD-Ländern. Die Kapitel 3 bis 7 geben zudem Hinweise darüber, wie Brandenburgs Hochschulsystem diese Herausforderungen in Zukunft angehen könnte.
Zusammenfassung der Erkenntnisse
Brandenburgs Hochschulbereich bildet hochqualifizierte Arbeitskräfte aus und schafft eine solide Forschungsbasis für die Wirtschaft des Landes. Gewährleistet wird dies u. a. durch das Angebot von Fachrichtungen, die arbeitsmarktrelevante Kompetenzen vermitteln, die Schaffung von Anreizen für internationale Studierende, besonders in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), und die Steigerung der Studienattraktivität, insbesondere durch eine bessere Unterstützung der Studierenden und durch flexiblere Angebote. Die Stärken des Brandenburger Hochschulsystems lassen wie folgt sich zusammenfassen:
Die Lehr- und Forschungsprofile der acht staatlichen Hochschulen in Brandenburg ergänzen sich. Jede Hochschule hat sich auf bestimmte Fachrichtungen spezialisiert, in denen sie über einen exzellenten Ruf verfügt. Daraus ergibt sich, dass die Absolventen von Brandenburger Hochschulen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt, sei es in Brandenburg selbst oder über die Landesgrenzen hinaus, gute Beschäftigungsergebnisse erzielen.
Die Hochschulen können immer mehr internationale Studierende für Programme gewinnen, für die ein besonders hoher Bedarf am Arbeitsmarkt besteht, insbesondere in den Bereichen der Wirtschaftswissenschaften und der MINT-Fächer. Diese Studierenden verfügen über großes Potenzial, nach ihrem Abschluss einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zu leisten.
Durch verbesserte Beratungs- und Unterstützungssysteme und flexiblere Studienangebote und Zugangsmöglichkeiten ebnen die Hochschulen den Studierenden den Weg zu größerem Erfolg im Studium. So wurden zusätzliche Orientierungsprogramme zur Förderung der erfolgreichen Beendigung des Studiums geschaffen, und die Studierenden nutzen diese gut. Auch die Studienangebote und Zugangsmöglichkeiten fallen flexibler aus, sodass auch verstärkt Menschen ohne Abitur von einer Hochschulbildung profitieren können.
Die Landesregierung bemüht sich zudem, Studierende zu gewinnen und ihren Bedürfnissen in zunehmendem Maße gerecht zu werden. Das für die Hochschulbildung zuständige Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) hat zwei Strukturen geschaffen, die eine wichtige Rolle in der Gewinnung von Studierenden für ein Hochschulstudium in Brandenburg spielen. Das ist zum einen das Netzwerk Studienorientierung, ein Kooperationsprojekt der staatlichen Brandenburger Hochschulen. Als größter Anbieter von Berufs- und Studienberatung in Brandenburg ist es an den Hochschulen vertreten und Ansprechpartner für alle brandenburgischen Schulen. Jedes Jahr organisiert das Netzwerk rund 1.000 Veranstaltungen, von denen viele pandemiebedingt inzwischen online stattfinden. Zum anderen gibt es die Präsenzstellen, die Studieninteressierten und Unternehmen in nicht metropolnahen Gebieten des Landes die Hochschulen näherbringen.
Die Verbesserung von Bildungsmöglichkeiten in MINT-Fächern hat sowohl bei der Regierung als auch bei den Hochschulen einen hohen Stellenwert. In diesem Bereich liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Ingenieurwesen, für das in Brandenburg besonders hoher Bedarf herrscht. Brandenburgs technische Hochschulen haben ihr Studienangebot umstrukturiert und ihren Forschungsschwerpunkt neu ausgerichtet, um attraktiver für Studierende zu werden und besser mit der Wirtschaft vernetzt zu sein. Darüber hinaus werden in zunehmendem Maße duale Studiengänge angeboten, in denen die akademische Lehre mit der praktischen Erfahrung in einem Unternehmen sowie der Ausbildung an einer Berufsschule kombiniert wird. Diese sind ein vielversprechender Weg, um mehr Jugendliche für eine Hochschulausbildung zu gewinnen und qualifizierte Arbeitskräfte an Brandenburgs Wirtschaft zu binden.
Trotz zahlreicher Stärken steht das brandenburgische Hochschulsystem aber auch vor Herausforderungen. Diese reichen von Prognosen über sinkende Einschreibungen bis hin zu Finanzierungsschwierigkeiten, die sich sowohl auf die Studierenden als auch auf die Hochschulen selbst auswirken. Es folgt eine Zusammenfassung dieser Herausforderungen:
Es wird geschätzt, dass die Landesbevölkerung über die kommenden 20 Jahre schrumpft und altert, was wahrscheinlich zu einer niedrigeren Teilnahme an der Hochschulbildung führen wird.
Unter allen Bundesländern fällt der direkte Übergang von der Sekundarbildung in die Tertiärbildung in Brandenburg am niedrigsten aus. Nur knapp zwei Drittel der Hochschulzugangsberechtigten vollziehen tatsächlich den Schritt in den tertiären Bildungsbereich.
Die Teilnahme der Brandenburger Jugendlichen an der Hochschulbildung wird durch mehrere Faktoren beeinflusst: So werden potenzielle Studierende, darunter insbesondere weibliche und benachteiligte Studierende, von der Aufnahme eines Hochschulstudiums abgehalten, da sie die Kosten für eine solche als hoch und gleichzeitig den Nutzen einer Berufsausbildung als vergleichsweise höher empfinden. Auch die relativ niedrigen Erwartungen der Schulabgänger und ihrer Eltern über den Abschluss der tertiären Bildung stellen ein Hindernis dar. Und schließlich wird die Teilnahme an der Hochschulbildung durch die räumliche Distanz zu den Hochschulen aufgrund der ländlichen Struktur des Landes und der Standorte der Hochschulen erschwert.
Dass die Kosten einer Hochschulbildung als hoch wahrgenommen werden, hat verschiedene Ursachen. Zum einen bieten Schulen nicht ausreichend Beratung über Studienfinanzierungsmöglichkeiten. Zum anderen machen viele Schulen keinen Gebrauch von ihrem Recht, Studieninteressierte für ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes zu nominieren.
Das starre Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) behindert sowohl die Aufnahme als auch die Beendigung eines tertiären Bildungsprogrammes in Brandenburg. Im Durchschnitt sind die Studierenden in Brandenburg älter und benötigen mehr Zeit für den Abschluss ihres Studiums als in anderen Bundesländern. Dadurch verringert sich ihr Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch den Bund. Studierende mit niedrigem sozioökonomischem Status befinden sind in einer besonders schwierigen Situation: 41 % dieser Studierenden in Brandenburg (gegenüber nur 16 % in ganz Deutschland) haben keinen Anspruch auf BAföG, weil sie länger als die für ihren Studiengang vorgeschriebene Regelstudienzeit eingeschrieben sind.
Unsicherheiten im Hinblick auf Finanzierungsmöglichkeiten beeinflussen das Weiterbildungsangebot der acht staatlichen Hochschulen.
An der Kompetenzentwicklung sind verschiedene Landesministerien beteiligt, aber ihre Bemühungen sind nicht vollständig aufeinander abgestimmt. Ein leistungsfähiges Hochschulsystem trägt zur Entwicklung von Kompetenzen und zum Ausbau der Forschungs- und Innovationskapazität bei, die für eine wissensintensivere Wirtschaft innerhalb des Landes notwendig sind. Allerdings verweisen die Strategien für die Entwicklung von Kompetenzen und der Wirtschaft nur im begrenzten Maße auf die Hochschulbildung.
Zusammenfassung der Politikempfehlungen
Gewährleistung eines Bildungssystems mit einem breiten Qualifikationsspektrum und Förderung der Um- und Höherqualifizierung
Vielfalt und Exzellenz
Aufrechterhaltung der Spezialisierung von Hochschulen und Investition in Exzellenzbereiche anhand von Rahmenverträgen mit den Hochschulen und gestützt durch den ständigen Dialog zwischen der Hochschulrektorenkonferenz, dem MWFK, weiteren staatlichen Behörden und den Arbeitgeberverbänden.
Umfangreiche Bewerbung der Exzellenzbereiche (einschließlich über Online-Marketing), um das Interesse von Studieninteressierten und Spitzenforschenden zu wecken, die Leistung dieser Forschungsgruppen noch zu erhöhen und weitere Möglichkeiten des Wissenstransfers zu erkunden.
Studienangebote, Zugangsmöglichkeiten und Akkreditierung
Angesichts der erwarteten verstärkten Notwendigkeit zur Höher- und Umqualifizierung erwerbstätiger Personen und der Studienabbruchproblematik aufgrund von Beschäftigungsmöglichkeiten oder aus finanziellen Gründen: Gewährleistung einer strukturierten und zeitlich angepassten Vermittlung von Studieninhalten (z. B. durch hybride Lehrformate und das sogenannte Blended Learning, bei denen Online- und Präsenzunterricht im Wechsel stattfindet, und durch Abendkurse). Nur so lassen sich Nachteile für Teilzeitstudierende abbauen und Studienpläne besser mit der Erwerbstätigkeit vereinbaren.
Untersuchung von Mechanismen für einen verbesserten Zugang zu Studiengängen, einschließlich auf Bachelorniveau, die Erwerbstätige in Vollzeit komplett berufsbegleitend absolvieren können.
Überarbeitung der Struktur von Weiterbildungsprogrammen unter Berücksichtigung neuer Entwicklungen, etwa dem Aufkommen von Mikroabschlüssen (Microcredentials).
Prüfung der Verfahren für die Erstakkreditierung von Studiengängen unter Abwägung der Notwendigkeit, einerseits durch die qualitative Bewertung des Studienaufbaus und des Leistungsvermögens der Hochschule hohe Integritätsstandards und ihre Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten, und andererseits, die Bedarfe von Arbeitgebenden und Industrieverbänden zu berücksichtigen. Einführung von besseren Systemen für die Folgeprüfungen bereits genehmigter Studiengänge, etwa durch die Überprüfung, inwieweit neue Studiengänge zu höheren Einschreibungs- und Abschlussquoten und guten Ergebnissen für die Absolventen führen oder Bedarfe der Arbeitgebenden/Wirtschaft erfüllt werden.
Hochschulfinanzierung durch öffentliche Gelder
Sicherung der verfügbaren Finanzierung und der Infrastruktur für duale Studiengänge.
Finanzierungssicherung von Bachelorstudiengängen, die parallel zu einer Vollzeitbeschäftigung absolviert werden können.
Prüfung der Finanzierungsmöglichkeiten von Weiterbildungen unter Einhaltung der EU-Vorschriften zur staatlichen Beihilfe.
Finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an Weiterbildungen
Aufmerksame Beobachtung der Wirksamkeit von finanzieller Unterstützung des Bundes für Weiterbildungsteilnehmende; mögliche Wiedereinführung einer länderspezifischen Maßnahme zur gezielten Unterstützung für die Inanspruchnahme von Weiterbildungen an Hochschulen (ähnlich der kürzlich eingestellten Fördermaßnahme des Bildungsschecks).
Gewährleistung, dass Studieninteressierte über strukturierte Informationen verfügen, um fundierte Entscheidungen zu treffen, und bei der Studienorientierung angemessen unterstützt werden
Studien- und Berufsorientierung an Schulen
Die Studien- und Berufsorientierung an den Schulen sollte umfangreich sein und Folgendes beinhalten: i) Informationen über Studien- und Berufsgänge und Programmoptionen, ii) Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten der verschiedenen Bildungsgänge, einschließlich Hochschul- und Berufsbildung, sowie weitere, immaterielle Unterstützungsmechanismen für Schüler und iii) individuelle Beratung für Schüler und Eltern. Die Berufsorientierung sollte an allen staatlichen Schulen angemessen finanziert werden. Darüber hinaus sollte das Lernen mit/von Mitschülern (Peer-Learning) in allen Schulen, sowohl in öffentlichen als auch in privaten, gefördert werden.
Brandenburger Schulen sollten verstärkt von ihrem Recht Gebrauch machen, begabte Schüler für Exzellenzstipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes zu nominieren. Darüber hinaus sollten sie weiterführende Informationen bereitstellen und mehr Unterstützung bei Stipendienanträgen leisten.
Studien- und Berufsorientierung an Hochschulen
Das MWFK sollte eine nachhaltige Finanzierung für die (gegenwärtig vorläufigen) Strukturen der Studien- und Berufsorientierung an Hochschulen (insbesondere für das Netzwerk Studienorientierung Brandenburg und die Präsenzstellen) gewährleisten und in Betracht ziehen, den Auftrag der Präsenzstellen zu erweitern, um sie auch als Studienorte zu nutzen.
Die Hochschulen sollten weiterhin über das Netzwerk Studienorientierung Brandenburg und die Präsenzstellen Kontakt zu Schulen (einschließlich Berufsschulen) aufnehmen und insbesondere benachteiligten Schülern persönliche Beratung und Unterstützung durch Gleichgestellte anbieten.
Das MWFK und das MBJS (Ministerium für Bildung, Jugend und Sport) sollten ein Studierenden-Mentoren-Programm zwischen (insbesondere benachteiligten) Schülern und Hochschulstudierenden einführen.
Digitales Marketing der Hochschulen
Die Hochschulen und das Netzwerk Studienorientierung sollten das kürzlich entwickelte digitale Informations- und Beratungsangebot beibehalten und gemeinsam an der weiteren Entwicklung des StudiPortals arbeiten. Zudem sollten mehr Investitionen in digitales Marketing fließen und die Vorteile von Social-Media-Plattformen ausgenutzt werden, um Studierende und Studieninteressierte in zunehmendem Maße zu erreichen.
Die Hochschulen sollten erwägen, studentische Botschafter zur Verwaltung von Social-Media-Kanälen (mit Informationen über das Campus-Leben) einzustellen und Alumni für die Gewinnung von Studierenden einzubeziehen.
Informationen und Hilfsmittel zur Berufsorientierung
Das MWFK sollte sich bei den übrigen Ländern und der Bundesregierung für die Schaffung von Berufsberatungswerkzeugen einsetzen, die relevante Daten in jeglicher Form enthalten, und auch für die Erstellung einer zentralen bundesweiten Website zur Berufs- und Studienberatung, die sachliche Informationen auf strukturierte und unparteiische Weise bereitstellt und Zugang zu interaktiven Hilfsmitteln gewährt, die den Entscheidungsprozess erleichtern. Dabei muss Folgendes gewährleistet werden:
Die Website muss so gestaltet sein, dass Verunsicherungen (etwa über die Bedarfe des Arbeitsmarktes) bei jungen Menschen und ihren Familien sowie bei den Beratenden abgebaut werden. Sie muss auch Hilfsmittel bereitstellen, die dabei helfen, sich über die eigenen Berufs- und Studieninteressen bewusst zu werden und sich mit den zahllosen Studien- und Berufsausbildungsmöglichkeiten und deren Finanzierung zurechtzufinden.
Die Website muss zudem die Vorteile des lebenslangen Lernens hervorheben und Informationen und Hilfsmittel zur Verfügung stellen, die erwachsene Lernende sowie Erwerbstätige bei ihrer Suche nach einer höher- oder umqualifizierenden Bildungsmaßnahme unterstützen.
Die Landesregierung sollte weiterhin bzw. verstärkt angepasste Informationskanäle nutzen, um Lernende in Brandenburg (und anderen Bundesländern, insbesondere im benachbarten Berlin) gezielt anzusprechen. Derzeit sind das die beiden Websites www.studieren-in-brandenburg.de und www.fachkraefteportal-brandenburg.de sowie Social-Media, Webanzeigen, Außenwerbung usw.
Das Netzwerk Studienorientierung Brandenburg sollte die bereits gut strukturierte Website www.studieren-in-brandenburg.de regelmäßig auf den neuesten Stand bringen, um neue nützliche Sonderbeiträge und wichtige Informationen zu erfassen.
Verbesserung der Vorbereitung von Studierenden auf ein Hochschulstudium und Gewährleistung, dass es abgeschlossen wird
Studienformate
Aufrechterhaltung der Möglichkeit für Studierende, besonders für die Erwerbstätigen unter ihnen, ihr Studium an ihre Lernpräferenzen anzupassen, etwa durch flexiblere Lehr- und Lernformate (basierend auf der Erfahrung aus der Pandemie sollten verstärkt hybride Lehrformate, in denen der Unterricht teils virtuell, teils in Präsenz stattfindet, und integrierte Lernformate mit E-Learning angeboten werden).
Immaterielle Unterstützung
Ausbau der Peer-Support-Programme an den Hochschulen, mit denen besonders benachteiligte Studierende individuell durch Kommilitonen im Studium beraten und beim Aufbau eines Netzwerkes an der Hochschule unterstützt werden.
erhöhte Sichtbarkeit der Informations- und Beratungsangebote an den Hochschulen und ggf. die Einrichtung einer zentralen Stelle für diese Angebote.
Bereitstellung von Informationen über das Leben am Campus und in der Stadt des jeweiligen Hochschulstandortes, um Studieninteressierte zum Zuzug zu motivieren.
Nutzung der Rahmenverträge mit den Hochschulen, um gewisse Daten über studentisches Engagement zu sammeln (etwa über Herausforderungen im akademischen Umfeld, das Lernen mit Kommilitonen, Lehrmethoden und Erfahrungen mit den Lehrkräften). Das MWFK könnte eine landesweite Umfrage zum studentischen Engagement durchführen und die Ergebnisse den Hochschulen zur Qualitätsverbesserung zur Verfügung stellen.
Aufmerksame Verfolgung bestehender College- bzw. Kolleg-Programme.
Finanzielle Unterstützung
Die Landesregierung Brandenburg (und das MWFK insbesondere) sollten sich für eine umfangreiche, grundsätzliche Überprüfung der Ausbildungsförderungssysteme einsetzen. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf der Anpassung der Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG)- und BAföG-Programme vor dem Hintergrund der kürzlich verabschiedeten Strategie für lebenslangen Lernen in der Bundesrepublik Deutschland liegen. Zudem sollte sichergestellt werden, dass die Vorschriften zu ihrer Anwendung transparent und die Antragsverfahren benutzerfreundlich und effizient sind.
Hochschulfinanzierung durch öffentliche Gelder
Mögliche Einbeziehung eines Indikators zu Studienfortschritts- oder Qualifizierungsabschluss-quoten der Studierenden (etwa die Zahl der aktiv an Prüfungen teilnehmenden Studierenden anhand der erworbenen ECTS-Punkte) neben der Absolventenzahl in das Leistungsfinanzierungsmodell.
Überprüfung des Finanzierungsmodells zur Gewährleistung, dass sich die Ressourcen einzelner Hochschulen im Verhältnis zur Studierendenzahl angemessen vergrößern. Dadurch sollen die Hochschulen ihre Leistungsfähigkeit und Qualität aufrechterhalten (z. B. durch die Einstellung von zusätzlichem Lehrpersonal bei steigenden Studierendenzahlen).
Förderung von praxisorientiertem Lernen und Unternehmertum im Hochschulsystem und Optimierung der Rahmenbedingungen für die Internationalisierung des Hochschulsystems
Praxisorientiertes Lernen
Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE) sollte die Fortführung des Förderprogramms „Innovation Expert“ für die Beschäftigung von Absolventen sowie von Werkstudierenden sicherstellen.
Der gesamte öffentliche Verwaltungssektor sollte mehr praxisorientierte Lernmöglichkeiten für Hochschulstudierende schaffen, einschließlich freiwilliger bezahlter Praktika.
Die Industrie- und Handelskammern und die Wirtschaftsförderung Brandenburg GmbH (WFBB) sollten weiterhin aktiv die Zusammenarbeit zwischen den klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) fördern, damit diese sich die Verwaltungskosten teilen und mit den Hochschulen zusammenarbeiten können, um das (gemeinsame) Angebot an Praktika und Forschungsprojekten zu erhöhen und KMU und Hochschulen zusammenzubringen.
Unternehmerische Aktivitäten und Transfer von Wissen und Technologie
Aufrechterhaltung der Fähigkeit der Hochschulen, über Transfer- und Präsenzstellen eine maßgeschneiderte Beratung und Betreuung für lokale KMU anzubieten.
Verstärkte finanzielle Unterstützung für unternehmerische Aktivitäten der Hochschulen im Rahmen der Transferstrategie. Erwägung der Einbeziehung eines expliziten Leistungsindikators in Bezug auf unternehmerische Aktivitäten in das Finanzierungsmodell.
Unterstützung gemeinsamer Initiativen von Hochschulen und lokalen Akteuren zur Förderung unternehmerischer Aktivitäten durch die staatliche Innovationsstrategie und regionale Wirtschaftsstrukturen, wie z. B. die Cluster.
Aufrechterhaltung des Programms „PerspektivWechsel“ mit einem womöglich größeren Angebot an gegenseitigen Austauschmöglichkeiten für Forscher-Unternehmer-Paare.
Verbesserung der Bedingungen für die Internationalisierung
Bemühungen zur Schaffung und Aufrechterhaltung einer Willkommenskultur und eines diskriminierungsfreien gesellschaftlichen Klimas in der gesamten Landesregierung sowie im Schul- und Hochschulsystem. Sicherstellen, dass die Antidiskriminierungsbeauftragten an den Hochschulen mit ausreichenden Ressourcen und Befugnissen ausgestattet werden, um Beschwerde- und Sanktionsmechanismen einzuführen.
Bemühungen der Hochschulen, Handelskammern und der WFBB zur Zusammenarbeit mit dem Ziel, internationale Studierende über Praktika und andere Formen des praxisorientierten Lernens mit lokalen Arbeitgebern zusammenzubringen.
Bewertung der Wirksamkeit des Finanzierungsmodells und der institutionellen Rahmenverträge zur Förderung der Auslandsmobilität von Studierenden. Ermutigung der Hochschulen und insbesondere der Fachhochschulen durch Rahmenverträge, die Vermittlung interkultureller und internationaler Kompetenzen in den Lehrplan zu übernehmen, einschließlich von Fremdsprachenkenntnissen für inländische Studierende.
Für eine erfolgreiche Anwerbung internationaler Spitzenforschenden durch die Brandenburger Hochschulen: Entwicklung ehrgeiziger Forschungsprojekte; Beratung zu möglichen Visumsförderungen; Bereitstellung klarer Informationen über potenzielle Umzugspakete und Karriereaussichten; Erstellung detaillierter Stellenbeschreibungen, die trotz des Standorts das Interesse von Bewerbenden wecken; Angebot von Schulungen zur Vermittlung von Sprach-, Kommunikations-, Lehr- und Managementkompetenzen sowie Bewerbung des Angebots bei der richtigen wissenschaftlichen Zielgruppe.
Koordinierung der Kompetenzentwicklung innerhalb der gesamten Landesregierung und Entwicklung von Strategien zur Maßnahmenbewertung
Koordinierung der Kompetenzentwicklung innerhalb der gesamten Landesregierung
Die Staatskanzlei des Landes Brandenburg sollte ein Gremium aus Vertretern verschiedener Parteien, einschließlich des MWFK und weiterer zuständiger Ministerien und Akteure, nominieren und es mit der Gründung eines Landesrates für Kompetenzentwicklung, einschließlich dessen Struktur, Auftrag und Finanzierung, beauftragen. Dieser Rat sollte ein Zukunftsbild von Brandenburg als Forschungs- und Innovationsstandort erstellen und die Landesregierung hinsichtlich einer Strategie zur Entwicklung der für die Verwirklichung dieses Bildes notwendigen Kompetenzen beraten.
Pflege enger Verbindungen zu öffentlichen Einrichtungen und sozialen Partnern, um die einzelnen qualifikationstechnischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der verschiedenen Regionen zu bewältigen. Gewährleistung des Fortbestehens der Präsenzstellen an den Hochschulen (die innovative Formen der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und lokalen Sozial- und Geschäftspartnern auf den Weg gebracht haben).
Entwicklung von Strategien zur Maßnahmenbewertung
Das MWFK sollte Überwachungs- und Bewertungsstrategien in die Konzeption von staatlichen Handlungsinitiativen einbeziehen und unabhängige Bewertungen bestehender Maßnahmen und Programme beauftragen.
Zudem sollte das MWFK erwägen, eine Arbeitsgruppe für die Bundesfinanzierung der Lausitz einzusetzen und die staatliche Arbeitsgruppe für Weiterbildung wieder einzuberufen. Immerhin besteht seitens der Hochschulen ein hoher Gesprächs- und Klärungsbedarf bezüglich dieser zukunftsweisenden Themen.