Viele Metropolregionen der Welt sind über ihre Kernstadt hinausgewachsen. Ein solches Wachstum geht häufig mit einer höheren Attraktivität für Investoren, einem größeren Kompetenzangebot und einem Aufstieg in der globalen Wertschöpfungskette einher. Große Metropolregionen sind besser in der Lage Agglomerationseffekte auszuschöpfen als kleinere Städte. Diese Effekte entstehen in der Regel, wenn Unternehmen und Arbeitskräfte in Ballungsgebieten Wissen austauschen und gemeinsam ihre Produktivität steigern.
Administrative Zersplitterung kann Agglomerationseffekte verhindern. Forschungsarbeiten der OECD zeigen, dass die Produktivität von Metropolregionen mit zunehmender Fragmentierung sinkt. Wenn Metropolregionen eine sehr große Zahl von Kommunen und Landkreisen umfassen, wie in der Metropolregion Hamburg (MRH), die sich über mehr als 1 100 Kommunen in vier verschiedenen Bundesländern erstreckt, ist es schwieriger, Agglomerationseffekte zu erzielen.
Trotz eines dynamischen Hafens, vielfältiger Wirtschaftscluster, erstklassiger Forschungs-einrichtungen, einer Fülle von Kultur-, Natur- und Freizeitstätten und einer im Allgemeinen hohen Lebensqualität ist die MRH gegenüber anderen Metropolregionen im OECD-Raum und in Deutschland im Rennen zurückgefallen. Obwohl Pro-Kopf-BIP und Arbeitsproduktivität in der MRH hoch sind, kann sie auf diesem Gebiet nicht mit anderen hochproduktiven Metropolregionen des OECD-Raums, wie Boston in den Vereinigten Staaten, Kopenhagen in Dänemark und Göteborg in Schweden, mithalten.
Der OECD-Regionalentwicklungsbericht zur Metropolregion Hamburg plädiert dafür, in größeren Kategorien, d.h. über Kommunal-, Länder- und auch Staatsgrenzen hinaus zu denken, um die Vorteile einer effektiveren regionalen Integration zu nutzen. Es gilt, Kräfte zu bündeln, um eine kritische Masse zu erreichen. Wichtig ist dies nicht zuletzt angesichts des Baus der Festen Fehmarnbeltquerung, die Deutschland über einen Unterwassertunnel direkt mit Dänemark verbinden und so neue wirtschaftliche Chancen in Skandinavien eröffnen wird. Der Bericht enthält gezielte Politikempfehlungen zur Stärkung der Innovationskapazität der Metropolregion Hamburg, Verbesserung der Verkehrs- und Wohnungsbauplanung und Entwicklung einer attraktiven Markenstrategie, um den langfristigen Nutzen für die gesamte Region zu maximieren.
Dieser Bericht ist Teil der Publikationsreihe OECD-Berichte zur Regionalentwicklung, die 2001 ins Leben gerufen wurde, um die regionale Entwicklung länderübergreifend sowie auf Länder-, Regions- und Metropolraumebene durch Peer-Learning und die Verbreitung von Best Practices zu fördern. Dabei wird eine Standardmethode angewandt: Die Analyse stützt sich auf die Antworten der Akteure der Metropolregion Hamburg auf einen detaillierten OECD-Fragebogen, auf eingehende Sekundärerhebungen, auf zwei Besuche in der Region im September und November 2018, auf Einschätzungen der Vertreter der drei internationalen Peer-Review-Partnerregionen, d.h. Chicago (Vereinigte Staaten), Rotterdam-Den Haag (Niederlande) und Västra Götaland (Schweden), auf Telefonbefragungen sowie auf umfassende Konsultationen mit der Metropolregion Hamburg. Der Bericht wurde von der Arbeitsgruppe Stadtpolitik des Ausschusses für regionale Entwicklungspolitik in deren 25. Sitzung am 15. Mai 2019 verabschiedet.