Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2009 ist der Bericht der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission in der statistischen Fachwelt auf große Resonanz gestoßen und hat weltweit zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Wohlstandsmessung angeregt. Er fungierte auch als Katalysator für Forschungszwecke und Diskussionen über die „Beyond GDP“-Agenda in der Öffentlichkeit. Einige der wichtigen Vorhaben sind weiter unten dargelegt. Dabei wird zwischen Initiativen unterschieden, die von einzelnen Ländern auf nationaler Ebene ergriffen werden, und Initiativen, die von internationalen Stellen in einer globaleren Perspektive unternommen werden.
Jenseits des BIP
Anhang A. Bestandsaufnahme der seit dem Kommissionsbericht von 2009 in der Agenda zur Wohlstandsmessung jenseits des BIP erzielten Fortschritte
Nationale Initiativen
Viele Länder haben die von der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission 2009 vorgelegte Agenda zur Wohlstandsmessung mit Leben gefüllt, indem sie Initiativen mit Rahmenkonzepten und Indikatoren-Dashboards ergriffen haben, die mittlerweile veröffentlicht sind und regelmäßig aktualisiert werden. Zwar gehen einige dieser Initiativen auf die Zeit vor Erscheinen des Kommissionsberichts zurück, doch hat der Bericht sicherlich dazu beigetragen, den Trend zu beschleunigen. Tabelle A.1 liefert einen detaillierten Überblick über die 15 bedeutendsten nationalen Initiativen zur Wohlstandsmessung, die explizit auf die Empfehlungen der Kommission Bezug nehmen. Dabei werden für jede Initiative das Rahmenkonzept und die für die Kompilation der Indikatoren zuständige federführende Instanz aufgeführt. Obwohl die Beweggründe für die Erstellung von Messrahmen in den einzelnen Ländern unterschiedlich sind, haben sie dennoch einige Merkmale gemeinsam:
Erstens wurde in allen Rahmenkonzepten ein multidimensionaler Ansatz verwendet, in dem in der Regel Daten über die wirtschaftlichen Umstände und materiellen Lebensbedingungen der Menschen mit Indikatoren kombiniert wurden, die ein breites Spektrum an Bestimmungsfaktoren der Lebensqualität erfassen.
Zweitens wurde die breite Öffentlichkeit häufig in diese nationalen Initiativen einbezogen. Auch wenn diese Konsultationen mit unterschiedlicher Intensität vorgenommen wurden, und sich entweder auf die Indikatoren oder die einzelnen Dimensionen des Rahmenkonzepts konzentrierten, trugen sie alle dazu bei, dem Indikatorkatalog die notwendige „Legitimität“ zu verleihen und sicherzustellen, dass die Berichterstattung langfristig akzeptiert wird (Kasten A.1).
Drittens gehören Messgrößen des subjektiven Wohlbefindens in den meisten Fällen auch zu den Kernkomponenten dieser Indikatorensets. In den nationalen Indikatorenkatalogen wurde hierfür am häufigsten der Indikator der Lebenszufriedenheit verwendet, manchmal wurden aber auch andere Arten subjektiver Messgrößen einbezogen, wie beispielsweise Kennzahlen für das erfahrungsbasierte und das eudämonistische Wohlbefinden. In allen Fällen wurden diese subjektiven Messgrößen ergänzend zu den objektiven verwendet und nicht an ihrer Stelle.
Kasten A.1. Öffentliche Konsultationen im Rahmen nationaler Initiativen zur Wohlstandsmessung
Mehrere Länder haben für die Erstellung von Rahmenkonzepten zur Messung der Lebensqualität auch öffentliche Konsultationen veranstaltet. Diese Befragungen fanden in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung des Rahmenkonzepts für Lebensqualität statt, und die Antworten haben den Rahmen in vielerlei Hinsicht geprägt. Öffentliche Konsultationen erfordern zwar Zeit und Ressourcen und können die Zeit, die für die Auswahl der geeigneten Indikatoren erforderlich ist, erheblich verlängern, sie ermöglichen zugleich aber auch einen wertvollen Einblick in die Elemente, die für die Menschen in unterschiedlichen Ländern und Regionen am meisten zählen. Nachstehend sind Beispiele für Konsultationen im Rahmen von Initiativen für Lebensqualität aufgeführt:
In Italien wurde im Rahmen des 2010 vom italienischen Statistikamt (ISTAT) eingeleiteten Verfahrens zur Schaffung eines Rahmens für einen gerechten und nachhaltigen Wohlstand (Benessere equo e sostenibile – BES) ein Lenkungsausschuss zur „Messung des Fortschritts in der italienischen Gesellschaft“ eingerichtet, der sich aus 33 Vertretern aus Wirtschaft, Berufsverbänden, Gewerkschaften, Umweltschutzverbänden, Gruppen zur Wahrung des kulturellen Erbes, Frauengruppen, Verbraucherschutzgruppen und Netzen zivilgesellschaftlicher Organisationen zusammensetzt. Der Lenkungsausschuss entwickelte einen multidimensionalen Ansatz zur Wohlstandsmessung. Zusätzlich wurde eine Wissenschaftliche Kommission mit 80 Forschern und Experten aus dem italienischen Statistikamt, Universitäten und anderen Institutionen gegründet, um in diesem Prozess beratend zur Seite zu stehen. Des Weiteren wurde eine für die italienische Bevölkerung repräsentative Erhebung (mit etwa 45 000 Befragten) durchgeführt, um der Frage nachzugehen, welche Dimensionen für die Lebensqualität von größter Bedeutung sind. Unterstützt wurden diese Maßnahmen durch eine eigens dafür eingerichtete Website, einen Blog und eine Online-Erhebung, um die Meinung der Öffentlichkeit zu Entscheidungen des Ausschusses einzuholen (mit etwa 2 500 Befragten). Nach der Vorstellung des ersten Berichts, wurde die Initiative in einer Reihe von Veranstaltungen in verschiedenen Regionen vorgestellt. Seither veröffentlicht das Statistikamt alljährlich eine Publikation zu BES-Indikatoren, die auch zusammengesetzte Indikatoren für unterschiedliche Themenbereiche enthält.
In Neuseeland hat das Schatzamt für die Erstellung des Living Standards Framework gezielte Arbeitsgruppen eingerichtet. In der ersten Konsultationsrunde, die 2009 stattfand, wurden Workshops (mit etwa 200 Teilnehmern) mit Vertretern von Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgerinitiativen veranstaltet, um Feedback zum vorgeschlagenen Rahmen, zum optimalen Kommunikationskanal und zur Auswahl der wichtigsten Themen zu bekommen. Eine Beratergruppe, die auch Vertreter von Staat und Zivilgesellschaft umfasst, wurde ins Leben gerufen, um Stellungnahmen zum Rahmen einzuholen.1
In Deutschland wurde 2015 ein Bürgerdialog begonnen (über einen Zeitraum von sechs Monaten), um herauszufinden, welche Aspekte für die Lebensqualität im Land von größter Bedeutung sind und anhand welcher Indikatoren sie beschrieben werden können.2 Der Dialog, der verschiedene Formen der öffentlichen Konsultation (Veranstaltungen, Online-Dialog, Postkarten-Aktion) umfasste, erstreckte sich auf etwa 200 Veranstaltungen bundesweit mit über 8 000 Teilnehmern. Bei 50 Veranstaltungen waren die Bundeskanzlerin, Bundesministerinnen oder Bundesminister persönlich vor Ort. Zivilgesellschaftliche Akteure, Interessenverbände, Arbeitgeberorganisationen und Gewerkschaften haben diesen Dialog ebenfalls unterstützt. Mehr als 7 000 Personen haben im Online-Dialog oder per Postkarte beim Bürgerdialog mitgemacht. Auf der Basis dieser Dialogergebnisse sowie internationaler Vergleichswerte und Forschungsergebnisse wurde dieses Indikatoren-System (mit 12 Dimensionen der Lebensqualität und 46 Indikatoren) erstellt, das von der Bundesregierung letztendlich verabschiedet wurde. Das Indikatoren-System wird regelmäßig aktualisiert.
Im Vereinigten Königreich begann das im November 2010 ins Leben gerufene Measuring National Well-being Programme mit einer sechsmonatigen Nationalen Debatte zu der Frage „What matters?“ (Was ist den Menschen im Leben wichtig), um herauszufinden, anhand welcher Indikatoren das nationale Wohlergehen gemessen werden sollte. Die Nationale Debatte wurde vom nationalen Statistikamt durchgeführt und umfasste 175 Veranstaltungen im ganzen Land, an denen etwa 7 000 Menschen teilnahmen. Es gingen mehr als 34 000 Antworten ein, zu denen die Antworten von Organisationen hinzuzufügen sind, die sehr viel mehr Menschen vertreten. Außerdem wurden Treffen mit Bürgern, schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen, Organisationen, gemeinnützigen Einrichtungen, Experten, dem National Statistician‘s Advisory Forum und einer technischen Beratergruppe durchgeführt (ONS, 2011). Im Anschluss an die Nationale Debatte veranstaltete das nationale Statistikamt öffentliche Konsultationen zu mehreren anderen Aspekten der Wohlstandsmessung. Dabei ging es u. a. um Vorschläge in Bezug auf Bereiche, Gesamtmessgrößen sowie Messgrößen für Human- und Naturkapital.
In Israel umfasste der Prozess zur Auswahl der Indikatoren für die Messung von „Wohlergehen, Nachhaltigkeit und Resilienz“ ein öffentliches Konsultationsverfahren, das parallel zu den Arbeiten der Expertengruppen in den 9 Bereichen des Rahmenkonzepts durchgeführt wurde. Im Anschluss an die Konsultationen wurden 2 weitere Bereiche zum Rahmenkonzept hinzugefügt. Die Konsultationen bestanden aus einer Online-Erhebung (in der etwa 1 600 Antworten zusammenkamen) und Workshops mit Personen ohne Internet-Zugang (etwa 400 weitere Teilnehmer). Anhand der Auswertungen der Antworten aus diesen beiden Elementen wurde ein Mapping erstellt, in dem die Dimensionen besonders hervorgehoben wurden, die nach Auffassung der Befragten für die Lebensqualität am wichtigsten sind. Außerdem wurden für jeden Bereich Expertengruppen eingerichtet, die sich aus Vertretern von Staat, Privatsektor, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft und anderen Organisationen zusammensetzen.
In Frankreich erfolgte die Indikatorenauswahl nach Verabschiedung des Gesetzes zu „Neuen Wohlstandsindikatoren“ im Jahr 2015 in einem zweistufigen Konsultationsprozess. Im ersten Teil wurde eine Arbeitsgruppe mit rund 60 Teilnehmern (Wissenschaftler, Vertreter der Zivilgesellschaft, internationale Organisationen, Experten) eingerichtet, die eine erste Themen- und Indikatorenliste erstellte. Der zweite Teil des Prozesses bestand aus einer breiteren öffentlichen Konsultation, in der die Angemessenheit der Indikatoren evaluiert und die Themen und Indikatoren für die Erstellung des endgültigen Indikatorenkatalogs priorisiert werden sollten. Es fanden drei Arten von Konsultationen statt: eine Online-Erhebung, in der mehr als 4 000 Befragte gebeten wurden, die Themen nach ihrer Wichtigkeit anzuordnen, eine Telefonumfrage mit einem repräsentativen Ausschnitt der Bevölkerung, in der die Befragten die Themen und Indikatoren je nach Grad ihrer Bedeutung bewerten sollten, und 4 zehnköpfige Fokusgruppen, in denen der Ansatz und die ausgewählten Themen und Indikatoren diskutiert wurden.
In Bezug auf die Führungsstruktur und die Beweggründe für die verschiedenen nationalen Initiativen gab es allerdings einen nennenswerten Unterschied. In einigen Ländern lag die Verantwortung beim nationalen Statistikamt oder vergleichbaren Instanzen (z. B. die Niederlande, Österreich), was vermuten lässt, dass diese Initiativen in erster Linie ergriffen wurden, um über das BIP hinaus zusätzliche Messgrößen zur Verfügung zu stellen, ohne diese unbedingt in die Politikgestaltung einzubeziehen. In anderen Fällen wurden die Rahmenkonzepte jedoch von einer zentralen Regierungsstelle (Büro des Premierministers in Israel und Schweden, Bundeskanzleramt in Deutschland) oder den zuständigen Behörden (z. B. Slowenien, Italien, Frankreich, Finnland) konzipiert, mit der klaren Absicht, diese Indikatoren in den politischen Handlungsrahmen zu integrieren (vgl. Kapitel 4).
Internationale Initiativen
Die auf internationaler Ebene durchgeführten Arbeiten haben sich schwerpunktmäßig darauf konzentriert, bereits existierende statistische Informationen zu sammeln und ein solides Fundament für die künftige Verbesserung der Statistiken zur Lebensqualität zu schaffen. Im Jahr 2011 stellte die OECD beispielsweise ein Rahmenkonzept zur Messung der Lebensqualität vor, das weitgehend auf den von der Kommission definierten Bereichen und Dimensionen basiert (Kasten A.2). Es wurde um mehrere vergleichbare Indikatoren ergänzt, um die Ergebnisse der Mitgliedsländer verfolgen und vergleichen zu können (d. h. um Stärken und Schwächen zu identifizieren). Die verwendeten Indikatoren stammten größtenteils aus amtlichen Statistiken, stützten sich in Bereichen, für die noch keine qualitativ hochwertigen Statistiken zur Verfügung standen, aber auch auf vergleichbare Messgrößen aus nicht offiziellen Quellen (die als „Platzhalter“ verwendet wurden). Außerdem veröffentlichte die OECD 2016 ein Indikatoren-Dashboard zum wirtschaftlichen Wohlergehen privater Haushalte, mit dem Ziel, kurzfristige Entwicklungen der wirtschaftlichen Bedingungen privater Haushalte aufzuzeigen, die von den BIP-Quartalsdaten abweichen könnten. Dieser Datenvergleich brachte die bedeutenden Unterschiede zwischen den Messdaten auf der Ebene der privaten Haushalte und der Gesamtwirtschaft im Verlauf des Konjunkturzyklus zutage.1
In ähnlicher Weise hat das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) in Europa (im Rahmen der breit gefassten „INSEE-Eurostat“-Patenschaftsgruppe zur Messung von Fortschritt, Wohlbefinden und nachhaltiger Entwicklung, die als Reaktion auf die Empfehlungen der Kommission eingerichtet wurde),2 einen Prozess in die Wege geleitet, der in der Erstellung eines Katalogs von Indikatoren für die Lebensqualität mündete (17 Gesamtindikatoren und 9 Dimensionen), die regelmäßig zur Beobachtung der Bedingungen in den EU-Mitgliedsländern verwendet werden (Eurostat, 2017).
Im SDG-Prozess der Vereinten Nationen, der 2015 zur Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in der VN-Generalversammlung führte (mit den damit einhergehenden Zielen, Zwischenzielen und Indikatoren für ein globales Monitoring), wird ebenfalls betont, dass die Bemühungen zur Entwicklung von Fortschrittsindikatoren, die das BIP ergänzen, fortgesetzt werden sollten.3
Kasten A.2. Die Better Life Initiative der OECD
Im Jahr 2011 stellte die OECD ihr Rahmenkonzept zur Messung des gesellschaftlichen Wohlergehens vor, das sie in Konsultation mit den nationalen statistischen Ämtern der Mitgliedsländer konzipiert hat. Das Rahmenkonzept (Abbildung A.1.) basiert weitgehend auf Empfehlungen der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission sowie einer Vielzahl anderer nationaler und internationaler Initiativen. In der OECD-Initiative ist Wohlergehen ein multidimensionales Konstrukt, in dem zum einen zwischen dem Wohlergehen heute und seiner Nachhaltigkeit im Zeitverlauf und zum anderen beim Wohlergehen selbst zwischen den materiellen Lebensbedingungen und der Lebensqualität unterschieden wird. Bei den elf Dimensionen des Wohlergehens heute handelt es sich größtenteils um die im Kommissionsbericht erörterten Dimensionen, d.h. Gesundheitszustand, Bildung und Kompetenzen, Qualität des Lebensumfelds, persönliche Sicherheit und subjektives Wohlbefinden. Die Dimension „wirtschaftliche Sicherheit“ wurde (mangels geeigneter Indikatoren) nicht einbezogen. Die materiellen Lebensbedingungen wurden in drei gesonderte Messgrößen unterteilt (Einkommen und Vermögen, Beschäftigung und Arbeitsentgelt sowie Wohnverhältnisse). Wie im Bericht der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission wird Nachhaltigkeit im OECD-Rahmenkonzept beschrieben als die Ressourcen, die für die Lebensqualität in Zukunft entscheidend sind (Natur-, Human-, Wirtschafts- und Sozialkapital).
Der zweijährliche Bericht How’s Life? enthält einen Katalog international vergleichbarer Wohlstandsindikatoren für OECD- und Partnerländer. Diese beziehen sich auf das Wohlergehen heute, Ressourcen für die Lebensqualität von morgen und Ungleichheiten beim Wohlergehen (beschrieben werden „vertikale Ungleichheiten“, d. h. die Kluft zwischen Menschen am oberen und am unteren Ende der Verteilung, „horizontale Ungleichheiten“, d. h. die Kluft zwischen Bevölkerungsgruppen nach Geschlecht, Alter und Bildungsniveau sowie materielle Entbehrung, d. h. der Anteil der Bevölkerung, der unter einen Wohlstandsschwellenwert oder -standard fällt). Tabelle A.1 enthält die Indikatoren des How’s Life?-Dashboards. Seit Erscheinen der Publikation im Jahr 2011 wurden einige Kapitel mit Belegen und Analysen zu spezifischen Teilthemen hinzugefügt (geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf die Lebensqualität und die Arbeitsplatzqualität im Jahr 2013, Lebensqualität von Kindern, ehrenamtliches Engagement, Lebensqualität in einzelnen Regionen im Jahr 2015 und Lebensqualität von Migranten und Governance im Jahr 2017). Außerdem wurden die Prioritäten für künftige statistische Arbeiten in diesen Bereichen festgelegt.
Über diese Initiativen zur Erstellung von Indikatoren-Dashboards hinaus bestand ein beachtlicher Teil der Arbeit internationaler Organisationen aber darin, ein Fundament für bessere Wohlstands-Statistiken in der Zukunft zu schaffen. Dabei wurden jene Bereiche besonders berücksichtigt, die in den amtlichen Statistiken derzeit vernachlässigt werden.
Im Umweltbereich war die Annahme der Hauptkonten des Systems der Integrierten Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (SEEA) durch die Statistikkommission der Vereinten Nationen im Jahr 2012 als internationaler statistischer Standard ein echter Meilenstein (vgl. Kapitel 3). Diese wurden durch Ökosystemkonten ergänzt, die noch als „experimentell“ galten (vgl. auch Kapitel 9 von De Smedt, Giovannini und Radermacher im Begleitband). Der SEEA-Beschluss liegt zwar zeitlich vor der Veröffentlichung des Kommissionsberichts, betrifft aber ein Schwerpunktthema des Berichts. Außerdem wurden die Bemühungen der Länder zur Umsetzung des SEEA-Standards durch die positive Reaktion der statistischen Fachwelt auf den Kommissionsbericht gestärkt.
Im Wirtschaftsbereich verabschiedeten die Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G20 im Jahr 2009 Empfehlungen, um einige der durch die globale Finanzkrise zutage getretenen Datenlücken zu schließen. Die Initiative unter der Federführung des Finanzstabilitätsrats und des Internationalen Währungsfonds und mit Beteiligung anderer internationaler Institutionen (wie der OECD) legt den Schwerpunkt auf die Risikoüberwachung im Finanzsektor, die Analyse der Anfälligkeiten, Verflechtungen und Spillover-Effekte (auch grenzüberschreitend) sowie Informationen über wirtschaftliche Ungleichheiten in makroökonomischen Statistiken. Mehrere dieser Aspekte spielten im Bericht von 2009 eine wichtige Rolle.
Im Bereich der Arbeitsmarktstatistik wurde in der Überarbeitung der internationalen Standards für die Durchführung von Arbeitskräfteerhebungen explizit auf die Empfehlungen der Kommission Bezug genommen, um die Notwendigkeit der Überarbeitung und Erweiterung der existierenden Standards zu rechtfertigen. Diese soll ermöglichen, die Tätigkeit der Menschen in verschiedenen Formen von (bezahlter und unbezahlter) Arbeit sowie die Unterbeschäftigung besser messen zu können (ILO, 2013).
Generell haben mehrere internationale Organisationen in Bereichen, die im Kommissionsbericht besonders hervorgehoben wurden, Arbeiten zur Methodik durchgeführt:
Die OECD hat eine Reihe statistischer Leitlinien zur Erstellung vergleichbarer Messgrößen in den Bereichen subjektives Wohlbefinden, Vermögensungleichheiten, Qualität des Arbeitsumfelds und Vertrauen ausgearbeitet und ein Rahmenkonzept entwickelt, um eine gemeinsame Analyse und Messung von Einkommen, Konsum und Vermögen der privaten Haushalte zu ermöglichen.
Innerhalb des Systems der Vereinten Nationen wurde in einer Reihe von Initiativen zur Verbesserung der Messmethoden verschiedener VN-Einrichtungen explizit auf den Kommissionsbericht Bezug genommen. Er diente als Ansporn für Arbeiten zur Verbesserung der Qualität und Vergleichbarkeit existierender Statistiken in spezifischen Bereichen. Dazu zählen Zeitverwendung (UNECE, 2013) und Viktimisierung (UNODC, 2015) sowie die Ausdehnung der Forschungsarbeiten auf neue Bereiche (z. B. Governancestatistiken mit der Gründung der UN City Group on Governance Statistics) und die Erstellung eines umfassenderen Rahmenkonzepts zur Messung der nachhaltigen Entwicklung (Empfehlungen der Konferenz Europäischer Statistiker, UNECE, 2014).
Verbreitung von Informationen zur Lebensqualität
Indikatoren-Dashboards (das von der Kommission 2009 vorgeschlagene Instrument) sind für die Ermittlung der Stärken und Schwächen einzelner Länder oder der Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Ländern im Zeitverlauf sehr hilfreich. Weniger ideal sind sie indessen, wenn anhand von Indikatoren mit unterschiedlichen Skalen und Interpretationen mit der Öffentlichkeit (und politischen Entscheidungsträgern) über ein breites Spektrum an Themen diskutiert werden soll. Folglich wurde eine Reihe von Initiativen zur Entwicklung von Instrumenten gefördert, die eine überschaubarere Beschreibung der Lage eines Landes bieten könnten. Die OECD erstellte ein Standardschaubild zum Monitoring der relativen Ergebnisse der Länder, das in vielen Publikationen (vgl. das Beispiel für die Niederlande in Abbildung A.2) verwendet wird. Außerdem richtete sie eine interaktive Internetplattform ein, den Better Life Index,4 der Menschen dazu bewegen soll, sich an der Debatte über die Wohlstandsmessung jenseits des BIP zu beteiligen. Der Better Life Index entspricht einer spezifischen Empfehlung der Kommission.5 Auf der Better Life-Website können Nutzer eine Auswahl von OECD-Wohlstandsindikatoren näher untersuchen und ihren persönlichen internationalen Better Life Index erstellen, indem sie angeben, welche Dimensionen des Wohlergehens für sie am wichtigsten sind. Das UNDP aktualisierte seinerseits den Index der menschlichen Entwicklung (der auf Indikatoren für Einkommen, Gesundheit und Bildung basiert), um den Effekt von Ungleichheiten in diesen Dimensionen zu erfassen. Mehrere nationale Initiativen haben ebenfalls nutzerfreundliche, webbasierte, interaktive Dashboards und Datenanalyseinstrumente eingeführt. Beispiele sind der Bericht des Bundeskanzleramts „Gut leben in Deutschland“ und „Wie geht‘s Österreich?“ von Statistik Austria.
Tabelle A.1. Ausgewählte nationale Initiativen und Indikatorensets zur Messung der Lebensqualität
Land |
Messinitiative/ Indikatorenset |
Federführende Instanz |
Kurzbeschreibung |
---|---|---|---|
Belgien |
Ergänzungsindikatoren zum BIP |
Institute for National Accounts |
Ein 2014 verabschiedetes Gesetz legt fest, dass das Institute for National Accounts Jahresberichte zu Ergänzungsindikatoren zum BIP veröffentlicht, um die Lebensqualität und die gesellschaftliche Entwicklung auf Bundesebene zu messen. Der Bericht wurde 2016 und 2017 veröffentlicht. Er enthält Trendentwicklungen für 67 Indikatoren, die in 13 Themenbereiche aufgegliedert sind und drei Dimensionen umfassen: gegenwärtige Generation (hier und jetzt), künftige Generation (später) und andere Länder (anderswo). |
Deutschland |
Gut Leben in Deutschland |
Bundesregierung |
Die deutsche Bundesregierung hat als Reaktion auf die im Koalitionsvertrag von Dezember 2013 eingegangene Verpflichtung die Initiative „Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist“ ins Leben gerufen. In der Verpflichtung heißt es: „Wir wollen unser Regierungshandeln stärker an den Werten und Zielen der Bürgerinnen und Bürger ausrichten und führen daher einen Dialog mit ihnen über ihr Verständnis von Lebensqualität durch...“. Auf der Grundlage des nationalen Konsultationsprozesses und der Erkenntnisse aus anderen nationalen und internationalen Forschungsprojekten umfasst die Initiative 46 Indikatoren, die 12 Dimensionen zugeordnet sind, um Stand und Entwicklung der Lebensqualität in Deutschland messbar zu machen. Das Indikatoren-System wird regelmäßig aktualisiert.1 |
Ecuador |
Buen Vivir |
INEC (Statistikamt Ecuador) |
Zur Förderung weiterer Arbeiten zum Buen Vivir (Gutes Leben) hat das Statistikamt Ecuador (INEC) einen Indikatorenset zur Fortschrittsmessung zusammengestellt. |
Finnland |
Findicator |
Statistics Finland und Büro des Premierministers |
Findikator ist ein Online-Kompendium mit über 100 Indikatoren zum sozialen Fortschritt, das 2009 vom finnischen Büro des Premierministers und Statistics Finland ins Leben gerufen wurde. Jede einzelne Kategorie von Indikatoren zur Lebensqualität umfasst 23 Indikatoren aus 8 Dimensionen.2 |
Israel |
Indikatoren für Wohlergehen, Nachhaltigkeit und Nationale Resilienz |
Statistisches Zentralamt |
Das Statistische Zentralamt wurde in einem im April 2015 verabschiedeten Regierungsbeschluss aufgefordert, einen Indikatorenkatalog für Wohlergehen, Nachhaltigkeit und nationale Resilienz zu veröffentlichen. Der Beschluss von 2015 enthielt Indikatoren für zehn Bereiche (Beschäftigungsqualität, persönliche Sicherheit, Gesundheit, Wohnverhältnisse und Infrastruktur, Bildung, Hochschulbildung und Kompetenzen, subjektives Wohlbefinden und gesellschaftliches Wohlergehen, Umwelt, Zivilengagement und Governance sowie materieller Lebensstandard) und forderte die Erstellung von Indikatoren für zwei weitere Bereiche (Informationstechnologie sowie Freizeit, Kultur und Gemeinsinn). Für jeden Bereich wurden acht Indikatoren ausgewählt.3 |
Italien |
Indikatoren für gerechten und nachhaltigen Wohlstand |
Nationaler Rat für Wirtschaft und Arbeit (CNEL) und Nationales Institut für Statistik (ISTAT) |
Mit der Initiative „Gerechter und nachhaltiger Wohlstand“ (BES) wurde auf Empfehlung eines vom italienischen Premierminister einberufenen Ausschusses ein Rahmenkonzept zur Messung der Lebensqualität eingeführt. Das Monitoring erfolgt anhand eines Indikatorenkatalogs und eines ISTAT-Jahresberichts. Einem 2016 verabschiedeten Gesetz zufolge sollte für die Berichterstattung an das Parlament im Kontext von Budgetdiskussionen ein enger abgesteckter Rahmen entwickelt werden. |
Japan |
Kommission zur Wohlstandsmessung |
Regierungsauftrag |
Im Jahr 2010 wurde eine dem Cabinet Office der Regierung unterstehende Kommission zur Wohlstandsmessung unter Beteiligung von Experten eingerichtet, um Forschungsarbeiten und Studien zu neuem Wachstum und Wohlstand zu fördern und im Rahmen der „Neuen Wachstumsstrategie“ der Regierung Statistiken in diesen Bereichen zu erstellen und zu verbessern. Im Dezember 2011 veröffentlichte die Kommission den Bericht Measuring National Well-Being – Proposed Well-being Indicators. Das diesem Bericht zugrunde liegende Rahmenkonzept (mit den drei Bereichen sozioökonomische Rahmenbedingungen, Gesundheit und Gemeinsinn) enthält viele subjektive und objektive Indikatoren.4 |
Land |
Messinitiative/ Indikatorenset |
Federführende Instanz |
Kurzbeschreibung |
---|---|---|---|
Luxemburg |
PIBien-être/ Wohlstandsindex Luxemburg |
Statec (Nationales Institut für Statistik und Wirt-schaftsstudien), Wirt-schafts- und Sozialrat und Hoher Rat für Nachhaltige Entwicklung |
Der Wohlstandsindex Luxemburg (PIBien-être) ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Nationalen Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien (Statec), dem Wirtschafts- und Sozialrat und dem Hohen Rat für Nachhaltige Entwicklung. Er gibt Aufschluss über 63 Indikatoren, die 11 Lebensbereichen zugeordnet sind. Letztere entsprechen im Wesentlichen den Bereichen des OECD-Rahmenkonzepts zur Messung von Lebensqualität. In einem weiteren Schritt werden diese Indikatoren auch in einem synthetischen Index zusammengefasst. Dieser Index soll als „Kompass“ fungieren, um Nutzer durch die Daten zu führen. Er wurde im Bericht von 2017 verwendet, um die Trendentwicklungen seit 2009 sowohl bei der allgemeinen Lebensqualität als auch in spezifischen Bereichen zu evaluieren. |
Niederlande |
Monitor of Well-Being |
Statistisches Zentralamt |
2017 beauftragte das Kabinett das Statistische Zentralamt der Niederlande (CBS), alljährlich einen „Monitor of Well-Being“ zusammenzustellen, um die öffentliche und politische Debatte zu erleichtern. Die für die Politikanalyse zuständigen Behörden des Landes (Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, Netherlands Environmental Assessment Agency, Netherlands Institute for Social Research) werden Inputs für den Monitor liefern und zugleich auf der Basis des Monitors regelmäßig Studien zur Lebensqualität durchführen. Der Monitor basiert auf dem „Nachhaltigkeits-Monitor“, der seit 2011 vom Statistischen Zentralamt veröffentlicht wird und über Fortschritte in Bezug auf drei Indikatoren (Lebensqualität hier und jetzt, Ressourcen für die Zukunft und Auswirkungen auf andere Länder) und insgesamt neun Dimensionen informiert.5 |
Österreich |
Wie geht‘s Österreich? |
Statistik Austria |
Statistik Austria veröffentlicht seit 2010 einen Jahresbericht zu 30 Schlüsselindikatoren, die in 3 Dimensionen unterteilt sind: materieller Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt. Eine interaktive Überblicksgrafik ermöglicht Nutzern den Vergleich der Entwicklung einzelner Indikatoren.6 |
Schottland |
Scotland Performs/ Nationaler Leistungs-rahmen |
Schottische Regierung |
Der National Performance Framework (NPF) der schottischen Regierung wurde erstmals im Rahmen der Spending Review 2007 vorgelegt. Er skizziert eine 10-Jahres-Vision für Schottland. Die Fortschrittsmessung basiert auf einem wirkungsorientierten (statt ressourcen- und ergebnisorientierten) Ansatz. Der Rahmen umfasst 5 strategische Ziele, 16 nationale Ergebnisse und 55 nationale Indikatoren. Der NPF bildet die Grundlage für Leistungsvereinbarungen mit öffentlichen Dienstleistungserbringern sowie für das Monitoring ihrer Effektivität. |
Slowenien |
Indikatoren für Lebensqualität in Slowenien |
Institute of Macroeconomic Analysis and Development (IMAD), Statistics Slovenia (SURS), Slovenian Environment Agency (ARSO), National Institute of Public Health (NIJZ) |
Für die 2015 von der slowenischen Regierung lancierte Nationale Entwicklungsstrategie wurden Indikatoren der Lebensqualität entwickelt, um eine gemeinsame Vision für die Zukunft Sloweniens bis 2050 zu erarbeiten. Das Indikatorenset wird von einem Konsortium aus vier Einrichtungen (dem Institute of Macroeconomic Analysis and Development – IMAD; dem Statistical Office of the Republic of Slovenia – SURS; der Slovenian Environment Agency – ARSO; und dem National Institute of Public Health – NIJZ) erstellt. Die Indikatoren sind drei Kategorien zugeordnet (materielles, soziales und ökologisches Wohlergehen). Die Indikatoren werden einmal jährlich aktualisiert, und die Daten gehen bis zum Jahr 1996 zurück.7 |
Ver. Königreich |
Measuring National Well-being (MNW) |
UK-Office for National Statistics (ONS) |
Das 2010 lancierte MNW-Programm zielt darauf ab, anhand von Messgrößen der Lebensqualität zu untersuchen, wie es dem Vereinigten Königreich insgesamt geht, und darüber zu berichten. Zweimal jährlich wird ein Fortschrittsbericht veröffentlicht, der Bereiche umfasst, wie Gesundheit, natürliches Lebensumfeld, persönliche Finanzen und Kriminalität. Die Messgrößen enthalten objektive und subjektive Daten. |
Tabelle A.2. Indikatoren der Lebensqualität aus How’s Life? („Besser leben – wie und wo?“) 2017
Teil A. Lebensqualität heute, Durchschnittswerte |
|
---|---|
Lebensqualität |
Materielle Lebensbedingungen |
Work-Life-Balance |
Einkommen und Vermögen |
Arbeitszeiten (Prozentsatz der abhängig Beschäftigten, die in der Regel mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten) |
Bereinigtes verfügbares Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf (in USD zu laufenden KKP) |
Zeit für Freizeitaktivitäten und persönliches Wohlbefinden (Stunden pro Tag, vollzeitbeschäftigte Bürger) |
Nettovermögen der privaten Haushalte (in USD zu laufenden KKP) |
Gesundheitszustand |
Beschäftigung und Arbeitsentgelt |
Lebenserwartung bei der Geburt (Zahl der voraussichtlichen Lebensjahre eines Neugeborenen) |
Beschäftigungsquote (Altersgruppe 15-64 Jahre) |
Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands (Prozentsatz der Erwachsenen, die ihren eigenen Gesundheitszustand als „gut“ oder „sehr gut“ einstufen) |
Durchschnittlicher Jahresbruttoverdienst je Vollzeitbeschäftigten (in USD zu laufenden KKP) |
Bildung und Kompetenzen |
Arbeitsmarktunsicherheit infolge von Arbeitslosigkeit (durchschnittlicher erwarteter Einkommensverlust durch Arbeitslosigkeit in Prozent des früheren Erwerbseinkommens) |
Bildungsniveau (Prozentsatz der Personen im Alter von 26-64 Jahren, die mindestens einen Sekundarbereich II-Abschluss besitzen |
Häufigkeit von arbeitsbedingtem Stress (Prozentsatz der Beschäftigten, deren Arbeitsanforderungen die Arbeitsressourcen übersteigen) |
Kompetenzen der Erwachsenenbevölkerung im Alter von 16-65 Jahren (mittlere Punktzahl in Lesekompetenz und alltagsmathematischer Kompetenz) |
Langzeitarbeitslosenquote (Prozentsatz der Personen, die seit über einem Jahr nicht beschäftigt sind) |
Kognitive Kompetenzen 15-jähriger Schülerinnen und Schüler (mittlere Punktzahl in Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften) |
Wohnverhältnisse |
Soziale Kontakte |
Durchschnittliche Zahl der pro Person in einer Wohnung zur Verfügung stehenden Räume (ohne Bad, Toilette, Kochnische, Hauswirtschaftsraum, Garagen) |
Sozialer Zusammenhalt (Prozentsatz der Personen, die Freunde oder Verwandte haben, auf die sie sich im Notfall verlassen können) |
Erschwinglichkeit von Wohnraum (Anteil der Ausgaben für Wohnungsmiete und -instandhaltung am bereinigten verfügbaren Haushaltsbruttoeinkommen) |
Zivilengagement und Governance |
|
Wahlbeteiligung (Prozentsatz der Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgegeben haben, an den im Wählerverzeichnis eingetragenen Personen) |
|
Mitspracherecht beim staatlichen Handeln (Prozentsatz der Personen im Alter von 16-65 Jahren, die nach eigenem Urteil ein Mitspracherecht beim staatlichen Handeln haben) |
|
Umweltqualität |
|
Wasserqualität (Prozentsatz der Menschen in der Gesamtbevölkerung, die mit der Wasserqualität zufrieden sind) |
|
Luftqualität (Außenluftverschmutzung durch Feinstaub, durchschnittliche bevölkerungsgewichtete PM2,5-Konzentrationen, gemessen in Mikrogram je Kubikmeter, gleitender Dreijahresdurchschnitt) |
|
Persönliche Sicherheit |
|
Mordrate (altersstandardisierte Häufigkeit tätlicher Angriffe mit Todesfolge) |
|
Sicherheitsgefühl (Prozentsatz der Personen, die auf dem Nachhauseweg nachts allein in der Stadt oder dem Viertel, wo sie leben, ein sicheres Gefühl haben) |
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Subjektives Wohlbefinden |
|
Lebenszufriedenheit (mittlere Werte auf einer Punkteskala von 0-10) |
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Teil B: Lebensqualität heute, Ungleichheiten |
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Vertikale Ungleichheiten |
Horizontale Ungleichheiten (nach Alter, Geschlecht und Bildungsniveau) |
Not und Entbehrung |
Einkommen und Vermögen |
||
S80/S20-Quintilverhältnis für das verfügbare Haushaltseinkommen |
Unterschiede beim durchschnittlichen verfügbaren Haushaltseinkommen |
Relative Einkommensarmut |
Anteil des Haushaltsnettovermögens der obersten 10 % |
Unterschiede beim durchschnittlichen Haushaltsnettovermögen |
Vermögensarmut |
Beschäftigung und Arbeitsentgelt |
||
P90/P10-Perzentilverhältnis für den Bruttoverdienst |
Unterschiede beim durchschnittlichen Stundenverdienst |
Niedriglohnrisiko |
|
Unterschiede in der Beschäftigungsquote |
Arbeitslosenquote |
|
Unterschiede in der Arbeitslosenquote |
|
|
Unterschiede im Niedriglohnrisiko |
|
Wohnverhältnisse |
||
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Prozentsatz der Personen, die mehr als 40 % ihres verfügbaren Einkommens für ihre Wohnung ausgeben |
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Prozentsatz der Personen, die in beengten Wohnverhältnissen leben |
Gesundheitszustand |
||
Standardabweichung des Todesalters |
Unterschiede in der Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands |
Prozentsatz der Personen, die ihren Gesundheitszustand als „gut“, „schlecht“ oder „sehr schlecht“ einstufen |
|
Unterschiede in der Lebenserwartung (Jahre) im Alter von 25 Jahren nach Bildungsniveau, für Männer und Frauen |
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Work-Life-Balance |
||
S80/S20-Quintilverhältnis für die geleisteten Arbeitsstunden |
Unterschiede in der Zeit, die im Durchschnitt für Grundbedürfnisse und Freizeitaktivitäten aufgewendet wird |
Prozentsatz der abhängig Beschäftigten, die in der Regel mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten |
S80/S20-Quintilverhältnis für die für Grundbedürfnisse und Freizeitaktivitäten aufgewendete Zeit |
Unterschiede in der Häufigkeit langer Arbeitszeiten |
|
Bildung und Kompetenzen |
||
P90/P10-Perzentilverhältnis für die PISA-Punktzahlen |
Unterschiede im Anteil der Erwachsenen im Alter von 25‑64 Jahren mit Abschluss des Sekundarbereichs II oder des Tertiärbereichs |
Prozentsatz der Erwachsenen im Alter von 25-64 Jahren mit einem Abschluss unter Sekundarbereich II |
P90/P10-Perzentilverhältnis für die PIAAC-Punktzahlen |
Unterschiede in den PISA-Durchschnittsergebnissen in allen Fächern |
Prozentsatz der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler mit Punktzahlen auf oder unter Stufe 2 in Naturwissenschaften, Lesekompetenz und Mathematik (PISA) |
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Unterschiede in PISA-Durchschnittsergebnissen in allen Fächern je nach Bildungsniveau der Eltern |
Prozentsatz der Erwachsenen mit Punktzahlen auf oder unter Stufe 1 in Lesekompetenz und alltagsmathematischer Kompetenz (PIAAC) |
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Unterschiede in den PIAAC-Durchschnittsergebnissen in beiden Fächern |
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Soziale Kontakte |
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S80/S20-Quintilverhältnis für die mit sozialen Aktivitäten verbrachte Zeit (unter den Teilnehmern) |
Unterschiede in der durchschnittlich mit sozialen Aktivitäten verbrachten Zeit |
Prozentsatz der Menschen, die angeben, keine Verwandte oder Freunde zu haben, auf die sie zählen können |
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Unterschiede in der Qualität des sozialen Netzes |
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Zivilengagement und Governance |
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S80/S20-Quintilverhältnis für das politische Effektivitätsbewusstsein |
Unterschiede im politischen Effektivitätsbewusstsein |
Prozentsatz der Personen, die der Auffassung sind, keinen Einfluss auf die nationale Regierung zu haben |
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Unterschiede in den Selbstangaben zur Wahlbeteiligung |
Prozentsatz der Personen, die an den letzten nationalen Wahlen nicht teilgenommen haben |
Umweltqualität |
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Unterschiede in der Zufriedenheit mit der lokalen Wasserqualität |
Prozentsatz der Personen, die mehr als 15 Mikrogramm PM2,5 pro m3 ausgesetzt sind |
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Prozentsatz der Personen, die angeben, mit der lokalen Wasserqualität nicht zufrieden zu sein |
Persönliche Sicherheit |
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Unterschiede in der Zahl der Todesfälle durch tätliche Angriffe je 100 000 Einwohner |
Todesfälle durch tätliche Angriffe je 100 000 Einwohner |
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Unterschiede im Sicherheitsgefühl nachts allein auf dem Nachhauseweg |
Prozentsatz der Personen, die angeben, sich auf dem Nachhauseweg nachts allein nicht sicher zu fühlen |
Subjektives Wohlbefinden |
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S80/S20-Quintilverhältnis für die Lebenszufriedenheit |
Unterschiede in der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit |
Prozentsatz der Personen, die ihre Lebenszufriedenheit als gering einschätzen |
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Prozentsatz der Personen, die angeben unzufrieden zu sein |
Teil C: Ressourcen für die Lebensqualität in der Zukunft |
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Bestandsgrößen |
Stromgrößen |
Risiken |
Naturkapital |
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Treibhausgasemissionen aus inländischer Produktion (CO2-Äquivalent, Tonnen pro Kopf) |
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In der inländischen Endnachfrage enthaltene CO2-Emissionen (Tonnen pro Kopf) |
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Belastung der Bevölkerung durch Außenluftverschmutzung mit Feinstaub (bevölkerungsgewichtete durchschnittliche PM2,5 -Konzentrationen, Mikrogram je Kubikmeter, gleitender Dreijahresdurchschnitt)* |
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Waldfläche in Quadratkilometern, je Tausend Einwohner |
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Erneuerbare Süßwasserressourcen (1 000 m3 pro Kopf, langfristiger Jahresdurchschnitt) |
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Süßwasserentnahmen (Bruttoentnahmen aus unter bzw. oberirdischen Gewässern, Kubikmeter, pro Kopf) |
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Bedrohte Arten (Prozentsatz aller bekannten Arten, gesondert für Vögel, Säugetiere und Gefäßpflanzen) |
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Humankapital |
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Prozentsatz der Personen im Alter von 25-64 Jahren, die mindestens einen Sekundarbereich II-Abschluss besitzen* |
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Bildungserwartung (durchschnittliche Schulbesuchszeit, mit der ein fünfjähriges Kind bis zum Alter von 39 Jahren rechnen kann) |
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Kognitive Kompetenzen 15-Jähriger (mittlere Punktzahl in Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften)* |
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Kompetenzen Erwachsener (mittlere Punktzahl in Lesekompetenz und alltagsmathematischer Kompetenz der Bevölkerung im Alter von 16-65 Jahren)* |
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Langzeitarbeitslosigkeit (Prozentsatz der Personen, die seit mindestens einem Jahr nicht erwerbstätig sind)* |
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Lebenserwartung bei der Geburt (Zahl der voraussichtlichen Lebensjahre eines Neugeborenen)* |
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Verbreitung des Rauchens (prozentualer Anteil der Personen im Alter von 15 Jahren und darüber, die angeben, täglich zu rauchen) |
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Verbreitung der Fettleibigkeit (prozentualer Anteil der Bevölkerung im Alter von 15 Jahren und darüber) |
Sozialkapital |
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Vertrauen in andere (mittlere Punktzahl auf einer Skala von 0 bis 10) |
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Vertrauen in die Polizei (mittlere Punktzahl auf einer Skala von 0 bis 10) |
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Vertrauen in die nationale Regierung (mittlere Punktzahl auf einer Skala von 0 bis 10) |
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Wahlbeteiligung (Prozentsatz der Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgegeben haben, an den im Wählerverzeichnis eingetragenen Personen)* |
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Beteiligung von Interessensgruppen an der Ausarbeitung gesetzlicher und untergesetzlicher Regelungen |
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Ehrenamt (Prozentualer Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter, der angibt, im vergangenen Jahr mindestens einmal im Monat ehrenamtlich tätig gewesen zu sein) |
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Wirtschaftskapital |
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Produzierte Anlagegüter (USD in KKP von 2010, pro Kopf) |
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Bruttoanlageinvestitionen (jährliche Zuwachsraten) |
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Finanzielles Nettovermögen der Gesamtwirtschaft (USD, jeweilige KKP, pro Kopf) |
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Geistige Eigentumswerte (USD in KKP von 2010, pro Kopf) |
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FuE-Investitionen (in Prozent des BIP) |
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Verschuldung der privaten Haushalte (in Prozent des verfügbaren Haushaltsnettoeinkommens) |
Haushaltsnettovermögen (USD, jeweilige KKP, je Haushalt)* |
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Finanzielles Nettovermögen des Staats (in Prozent des BIP) |
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Fremdkapital des Bankensektors (Verhältnis zwischen ausgewählten Vermögenswerten und Eigenkapital der Banken)* |
* Indikatoren, die zugleich als Messgrößen der Lebensqualität heute fungieren.
Quelle: OECD (2017a), How’s Life? 2017: Measuring Well-being, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/how_life-2017-en.
Anmerkungen
← 1. Die von der OECD verwendeten Quartalsindikatoren erstrecken sich auf das verfügbare Realeinkommen der privaten Haushalte, die Nettotransferzahlungen des Staats an private Haushalte, die realen Konsumausgaben privater Haushalte, das Verbrauchervertrauen, die Sparquote der privaten Haushalte, die Verschuldung der privaten Haushalte, das finanzielle Nettovermögen, die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigungsquote. Vgl. www.oecd.org/sdd/na/household-dashboard.htm.
← 2. Der Abschlussbericht der Patenschaftsgruppe, der nach seiner Annahme durch den Ausschuss für das Europäische Statistische System im November 2011 veröffentlicht wurde, enthält etwa 50 Maßnahmen, die das Europäische Statistische System ergreifen sollte. Darin wird die Notwendigkeit hervorgehoben, bei der Definition der Lebensqualität einen multidimensionalen Ansatz zu verwenden, Indikatoren zu erstellen, die die Nachhaltigkeit messen, sowie weitere Indikatoren aus den Konten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen hinzuzufügen, die die Situation der privaten Haushalte besser widerspiegeln. Seit 2012 sind diese Maßnahmen in das Europäische Statistische System integriert und nach und nach umgesetzt worden.
← 3. In Absatz 38 der Abschlusserklärung der Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro im Juni 2012 heißt es: „Wir sind uns dessen bewusst, dass es in Ergänzung zum Bruttoinlandsprodukt umfassenderer Fortschrittsmaße bedarf, um politische Entscheidungen auf bessere Grundlagen stellen zu können, und ersuchen in dieser Hinsicht die Statistische Kommission der Vereinten Nationen, in Absprache mit den zuständigen Institutionen des Systems der Vereinten Nationen und anderen maßgeblichen Organisationen ein diesbezügliches Arbeitsprogramm in die Wege zu leiten, das auf bestehenden Initiativen aufbaut.“
← 5. Empfehlung 8 lautetet, dass Statistikämter die Informationen bereitstellen sollen, die erforderlich sind, um die Daten zu den verschiedenen Dimensionen der Lebensqualität zu aggregieren, damit verschiedene Indizes konstruiert werden können.