Im Single-Hit-Szenario wird unterstellt, dass es mit dem allgemeinen 10-Wochen-Lockdown und einigen gezielten Beschränkungen in der Folgezeit gelungen ist, eine akute Gesundheitskrise zu vermeiden. Im Double-Hit-Szenario wird ein erneuter Virusausbruch einen weiteren allgemeinen Lockdown im Herbst erfordern. Neue Beschränkungen bei den internen Wanderungsbewegungen und Störungen in den Lieferketten haben gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit und die Einkommen. Gleichzeitig wird die Auslandsnachfrage erneut nachlassen. In diesem Fall wird das BIP den Projektionen zufolge im Finanzjahr 2020/2021 um 7,3 % sinken, gegenüber 3,7 % im Single-Hit-Szenario. Arme Bevölkerungsgruppen, informell beschäftigte Arbeitskräfte und Kleinunternehmen werden unverhältnismäßig stark in Mitleidenschaft gezogen. Die schwachen Portfoliopositionen der Banken und Unternehmen dürften die Investitionsrate niedrig halten, was die Wachstumsaussichten eintrübt. Angesichts der Kapazitätsüberhänge und der niedrigen Ölpreise bleibt die Inflation unter Kontrolle. Das Staatsdefizit wird angesichts der sinkenden Steuereinnahmen und der zur Unterstützung der Bevölkerung, Banken und Kleinunternehmen erforderlichen Ausgaben einen Höchststand erreichen.
Die Rettung von Menschenleben hat oberste Priorität. Hierfür bedarf es zusätzlicher Ressourcen für die Gesundheitsversorgung und großzügiger Unterstützung für die armen Bevölkerungsgruppen. Um die Konjunktur wieder anzukurbeln und zu verhindern, dass die Krise Einkommen und Arbeitsplätze dauerhaft belastet, muss der Kreditzugang gefördert werden. Bankenrekapitalisierungen und Governance-Reformen sollten staatliche Garantieprogramme flankieren. Im Rahmen einer längerfristigen inklusiven Wachstumsstrategie sollte u. a. Investitionen im sozialen Bereich und der Einkommensstützung für die armen Bevölkerungsgruppen Priorität eingeräumt werden. Finanziert werden kann beides durch eine Senkung der Energie- und Düngemittelsubventionen sowie eine Reduzierung der Steuervergünstigungen, die vor allem Reichen zugutekommen. Außerdem könnte die Arbeits- und Unternehmensregulierung modernisiert werden, um die Schaffung guter Arbeitsplätze zu fördern und die sozialen Sicherungsnetze zu erweitern.