Als sich die brasilianische Wirtschaft endlich von einer langen Rezession erholte, erreichte die Corona-Pandemie das Land. Nun wird Brasilien voraussichtlich eine weitere tiefe Rezession erleben. Im Double-Hit-Szenario, in dem von einer zweiten Infektionswelle im letzten Quartal dieses Jahres ausgegangen wird, sinkt das BIP 2020 um 9,1 % und im Single-Hit-Szenario ohne weitere Infektionswellen um 7,4 %. Wenn die Lockdown-Maßnahmen gelockert werden und die Geschäftstätigkeit wieder aufgenommen wird, dürfte sich die Wirtschaft zum Teil langsam erholen. Es werden jedoch Arbeitsplätze und Unternehmen auf der Strecke bleiben. Die Arbeitslosigkeit wird einen historischen Höchststand erreichen und dann allmählich zurückgehen.
In Brasilien wurden umgehend entschiedene wirtschaftspolitische Maßnahmen ergriffen, was für Millionen sozial schwacher Haushalte von entscheidender Bedeutung war, einschließlich jener, die nicht im formellen Sektor beschäftigt sind und keine soziale Absicherung haben. Diese Unterstützung sollte aufrechterhalten werden, solange die Verdienstmöglichkeiten aufgrund der Pandemie eingeschränkt sind. Gleichzeitig müssen die fiskalpolitischen Maßnahmen angesichts des begrenzten fiskalischen Spielraums, der sich durch den COVID-19-bedingten Anstieg der Staatsverschuldung weiter verringert, zeitlich befristet werden und anschließend die Anstrengungen zur Verbesserung der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und der Effizienz der öffentlichen Ausgaben wieder aufgenommen werden. Die zu begrüßende Aufstockung der Mittel für konditionierte Geldtransfers sollte davon ausgenommen werden. Diese Geldleistungen können der Grundpfeiler für ein effektiveres soziales Sicherheitsnetz sein, u. a. für jene, die nicht durch die Arbeitslosenversicherung im formellen Sektor geschützt sind.