Frankreich steht vor einer tiefen Rezession, da der Konsum und die Investitionen während des Lockdowns stark rückläufig waren. Wenn die Corona-Pandemie bis zum Sommer eingedämmt ist, wird das reale BIP 2020 um rd. 11,4 % sinken und 2021 wieder um 7,7 % steigen. Falls es im Herbst zu einer zweiten Infektionswelle kommen sollte, wird das BIP den Projektionen zufolge 2020 jedoch um 14,1 % zurückgehen und 2021 erneut um 5,2 % zulegen. Politikmaßnahmen wie die verstärkte Kurzarbeitsregelung werden dazu beitragen, dem Anstieg der Arbeitslosenquote entgegenzuwirken, in beiden Szenarien wird die Arbeitslosigkeit Ende 2020 aber voraussichtlich einen Höchststand von 12,4 % bzw. 13,7 % erreichen. Trotz staatlicher Unterstützungsmaßnahmen werden sich die Investitionen und der Konsum angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit nur allmählich erholen. Das Haushaltsdefizit wird sich 2020 in beiden Szenarien auf 10,4 % bzw. 12,0 % des BIP ausweiten, und die Staatsschuldenquote (Maastricht-Definition) wird sich unter dem Einfluss des Abschwungs bis Ende 2021 auf 116 % bzw. 126 % des BIP erhöhen.
Die rasch ergriffenen fiskalischen Maßnahmen haben das Gesundheitssystem gestärkt sowie Arbeitsplätze und Unternehmen geschützt, u. a. durch umfangreiche Kreditgarantien und Steuerstundungen zur Sicherung von Liquidität und Solvenz. Um eine zweite Zuspitzung der Lage in den Krankenhäusern zu verhindern, sollte die Regierung den Ausbau der Krankenhaus- und Testkapazitäten beschleunigen, damit potenzielle Engpässe begrenzt und Infizierte schneller identifiziert werden können. In wirtschaftlicher Hinsicht stellen die Wiederherstellung des Vertrauens und die Verringerung des Vorsorgesparens zentrale Herausforderungen dar. Eine vorübergehende Erhöhung der öffentlichen Investitionen, vor allem grüner Investitionen, und Maßnahmen zur Eindämmung von Unternehmensinsolvenzen wären hilfreich. Sobald die Erholung einsetzt, würden die schrittweise Reduzierung des Umfangs der Kurzarbeitsregelungen und die effiziente Umsetzung der Reform für lebenslanges Lernen die Reallokation von Arbeitskräften erleichtern.