Im Kontext einer langen Phase akkommodierender Geldpolitik haben die sehr niedrigen Kreditkosten der vergangenen zehn Jahre dazu geführt, dass in beispiellosem Umfang Staats- und Unternehmensanleihen begeben wurden und auch die Wertpapierkurse stiegen. Vor der COVID-19-Krise lagen manche Aktienmarktbewertungen in der Nähe ihrer Höchststände, während Anleihen im Wert von weit über 10 Bill. USD mit negativen Renditen gehandelt wurden. Zudem ist der Verschuldungsgrad der Unternehmen hoch, insbesondere bei Non-Investment-Grade-Unternehmen in fortgeschrittenen ebenso wie aufstrebenden Volkswirtschaften. Wenngleich das globale Finanzsystem dank der G20-Finanzmarktreformen inzwischen solider ist, sind durch die geringe Qualität der Vermögenswerte, die schwachen Ergebnisse vieler Bankensektoren sowie die wachsenden Risiken bei der marktbasierten Finanzierung neue Schwachstellen entstanden, die die Spannungen an den Finanzmärkten im Kontext der Corona-Pandemie erhöht haben. Länder und Unternehmen verfügten daher zu Beginn der COVID-19-Krise nur über sehr geringe Puffer, um Schocks abzufedern.
Die weltweite Ausbreitung von COVID-19 und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen erhöhten die Risikoaversion der Märkte in einer Weise, wie wir dies seit der globalen Finanzkrise nicht mehr erlebt hatten. Auch wenn sich die stark sinkenden Aktien- und Kreditbewertungen teilweise von dem Schock erholt haben, was großenteils den beispiellosen staatlichen Stützungsmaßnahmen geschuldet ist, sind manche Marktsegmente immer noch stark angespannt. Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19, die einen massiven Produktionsrückgang im Unternehmenssektor bei gleichzeitig steigenden Finanzierungskosten ausgelöst haben, wurden die Unternehmensaktivitäten stark beeinträchtigt. Der plötzliche Einbruch der Wirtschaftstätigkeit hat die Unternehmen und die Beschäftigung stark belastet und erforderte rasches und energisches staatliches Handeln.
Als Reaktion auf die durch die Pandemie verursachten Spannungen in der Wirtschaft und an den Märkten haben die OECD-Länder zahlreiche Hilfsprogramme ausgearbeitet, um Soforthilfen für Unternehmen zur Verfügung zu stellen und so Belastungen bei den Mittelzuflüssen und -abflüssen abzubauen (Figure 2.14, Tabelle 2.2). Die Zentralbanken reagierten zunächst mit der Bereitstellung kurzfristiger Liquiditätshilfen. Als dann das Ausmaß und die mögliche Dauer der globalen Krise immer deutlicher wurden, sahen sich viele OECD-Länder veranlasst, spezifische Maßnahmen zu ergreifen, um eine Welle von Insolvenzen grundsätzlich überlebensfähiger Unternehmen zu verhindern, ohne dabei die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen zu gefährden. Ziel dieser weitreichenden und beispiellosen Unterstützung ist es, Beschäftigung und Investitionen zu sichern, was wiederum eine nachhaltige Konjunkturerholung ermöglichen soll. Haben die Regierungen der OECD-Länder in dieser Hinsicht jedoch genug getan, um sicherzustellen, dass die Unternehmen Zugang zu preisgünstigem Kapital haben? Im Folgenden wird die Gestaltung der staatlichen Programme zur Unterstützung des Cashflow-Bedarfs der Unternehmen untersucht. Dies umfasst u. a. einen Überblick über die Art des eingesetzten Kapitals, um zu beurteilen, ob der Umfang der Programme dem krisenbedingten Finanzierungsbedarf der Unternehmen im Großen und Ganzen gerecht wird, und zwar auch im Hinblick auf die Stützung des künftigen Wirtschaftswachstums.