Erwachsene Zugewanderte weisen in Bezug auf Bildungshintergrund und Lesekompetenz große Unterschiede auf. Entsprechend variiert auch ihr Sprachförderungsbedarf. Außerdem können ihre persönlichen Umstände, Ziele und Karriereaussichten ganz unterschiedlich sein. Diese Heterogenität schlägt sich in vielfältigen Bedarfen nieder, was Sprachunterricht, Vorgehensweisen und Lernpfade betrifft.
Migrant*innen, die ihre Muttersprache oder eine andere Sprache in Wort und Schrift beherrschen, dürfte es leichter fallen, eine neue Sprache zu erlernen. Migrant*innen ohne ausreichende Grundbildung in ihrer Muttersprache benötigen hingegen besondere Unterstützung durch Lehrkräfte mit speziellen Fähigkeiten, Kenntnissen und Kompetenzen. Dem gilt es durch unterschiedliche Kursangebote Rechnung zu tragen. Wie unter Empfehlung 5 hervorgehoben, gibt es kein Einheitskonzept für den Spracherwerb. Es ist weder nötig noch möglich, dass Menschen mit unterschiedlichem Sprachrepertoire und Bildungshintergrund sowie unterschiedlichen Berufsaussichten die gleiche Sprachkompetenz erwerben (Beacco et al., 2014; Isphording, 2013; Chiswick und Miller, 2014).
Aufgrund von Ressourcenmangel müssen erwachsene Lernende mit unterschiedlichen Kompetenzen manchmal zusammen unterrichtet werden. In diesem Fall machen sie je nach Kompetenzniveau in der Regel unterschiedlich rasch Fortschritte. Für Lernende am unteren Ende des Kompetenzspektrums ist das Risiko dann größer, dass sie die Sprachkurse abbrechen (Cooke und Simpson, 2008). Ideal ist daher eine Einteilung der Kursteilnehmer*innen in homogene Leistungsgruppen, d. h. eine Einstufung entsprechend ihren Fähigkeiten bzw. ihrem Leistungsniveau. Dadurch können sie in dem Tempo lernen, das ihnen am besten entspricht, und die Lehrkräfte können die Lernmethoden anwenden, die für die jeweilige Lerngruppe am effizientesten ist. Damit alle Zugewanderte Lernangebote erhalten, die ihrem Bildungsniveau und individuellen Bedarf entsprechen, müssen zunächst ihre Sprachkenntnisse und ihre Kompetenzbedarfe ermittelt werden. Anschließend muss gemeinsam mit ihnen ein individueller Lernplan erstellt werden.