Den Zugang zu Sprachkursen zu verbessern, reicht allein noch nicht aus. Die Kursqualität ist genauso wichtig. Sie hat Auswirkungen auf die Motivation und die Lernergebnisse erwachsener Migrant*innen. Deshalb sind neben den richtigen Instrumenten auch gut qualifizierte Lehrkräfte äußerst wichtig. Die Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden können entscheidend sein, um die Motivation zur Fortsetzung eines Sprachkurses zu stärken. Die Lehrkräfte sind auch am besten in der Lage, differenziert auf die Bedürfnisse der Lernenden im Unterricht einzugehen. Sie können den Lernenden wichtiges Feedback geben und Lücken füllen, beispielsweise indem sie Nuancen in der Bedeutung von Wörtern und Ausdrücken erklären. Gut vorbereitete Lehrkräfte können entscheidend dazu beitragen, die Sprachlernergebnisse zu verbessern.
Sprachkurse für erwachsene Migrant*innen unterscheiden sich vom herkömmlichen Fremdsprachenunterricht. Selbst im Fall einer Einstufung in Leistungsgruppen unterscheidet sich der Hintergrund der einzelnen Kursteilnehmer*innen teilweise sehr deutlich. Erstens kommen Migrant*innen je nach ihrer sozioökonomischen Situation außerhalb des Unterrichts unterschiedlich stark mit der Sprache des Aufnahmelandes in Kontakt. Deshalb variieren ihre Lernbedürfnisse erheblich. Einige Migrant*innen brauchen mehr Zeit, um Sprechvermögen, Hörverständnis und Lesekompetenz zu verbessern. Andere sind möglicherweise in ihrem sozialen Umfeld mit Dialekten konfrontiert und müssen lernen, diese von der Standardsprache zu unterscheiden. Zweitens haben erwachsene Migrant*innen besondere aus ihrer Situation resultierende sprachliche Bedürfnisse, da sie mit dem Umfeld ihres Aufnahmelandes, seinen Verwaltungssystemen usw. häufig nicht vertraut sind. In einigen Fällen wird das Lernen durch rechtliche Schwierigkeiten bei der Erlangung des Aufenthaltstitels oder die psychologischen Folgen eines Traumas erschwert. Die Migrant*innen benötigen dann möglicherweise psychologische Unterstützung, um die Sprachkurse erfolgreich abzuschließen (Krumm und Plutzar, 2008). Unter diesen Bedingungen können Sprachlehrer*innen mit Fragen und Problemen konfrontiert werden, auf die Pädagog*innen normalerweise nicht vorbereitet sind. Drittens stehen Lehrkräfte in Kursen für Migrant*innen anders als im traditionellen Sprachunterricht häufig einem mehrsprachigen Publikum gegenüber. Während einige Migrant*innen möglicherweise nur geringe oder gar keine Erfahrung mit dem Sprachenlernen haben, sind andere vielleicht schon in ihrer Familie mit zwei oder sogar drei verschiedenen Sprachen in Berührung gekommen. Eine wichtige Aufgabe der Lehrkräfte besteht darin, diese heterogenen Hintergrundfaktoren bei der Kursgestaltung zu berücksichtigen (Cooke und Simpson, 2008).
Die Integration von computergestütztem Sprachunterricht in den Präsenzunterricht wirft zusätzliche Fragen für die Vorbereitung der Lehrkräfte auf. Neue Technologien erfordern neue Kompetenzen, nicht nur seitens der Sprachlernenden. Zahlreiche qualitative Fallstudien zeigen, dass Lehrkräfte häufig eine negative Einstellung gegenüber IKT im Unterricht haben, was zum großen Teil auf unzureichende Erfahrung in diesem Bereich zurückzuführen ist. Die mangelnde IKT-Kompetenz und die pädagogische Philosophie der Lehrkräfte können dem Einsatz neuer Technologien im Unterricht entgegenstehen.1 Das kann bedeuten, dass Investitionen in die Entwicklung solcher Tools ungenutzt bleiben.
Der aus diesen verschiedenen Anforderungen erwachsende Qualifikationsbedarf hat in einigen Ländern zu Lehrkräftemangel geführt. Der Wettbewerb um qualifizierte Lehrkräfte ist groß. Hinzu kommt, dass die Gehälter im privaten Sektor häufig attraktiver sind. Um sicherzustellen, dass die Migrant*innen Zugang zu den Sprachkursen haben, die sie absolvieren müssen, um ihren Integrationspflichten nachzukommen oder Anspruch auf bestimmte Leistungen zu erlangen, sollten die Länder prüfen, welche Anreize erforderlich sind, um eine ausreichende Zahl qualifizierter Kräfte für den Sprachunterricht zu gewinnen.