Die deutsche Wirtschaft steht vor einer tiefen Rezession. Falls eine zweite COVID-19-Welle weitere Eindämmungsmaßnahmen erforderlich machen oder für anhaltende Unsicherheit sorgen sollte, würde das BIP 2020 um 8,8 % sinken. Wenn die Viruspandemie bis zum Sommer abklingt, wird das BIP um schätzungsweise 6,6 % zurückgehen. Dank einer breiten Anwendung von Tests und hoher Kapazitäten im Gesundheitssektor waren die Schutzmaßnahmen von kürzerer Dauer und weniger streng als in anderen großen europäischen Volkswirtschaften. Dies hat den Konjunkturabschwung zwar gemildert, die Unsicherheit und die geringere Nachfrage haben in den Schlüsselsektoren, vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, aber noch immer erhebliche Auswirkungen auf die Investitions- und Exporttätigkeit der Unternehmen. Eine zweite Welle würde die Vorteile einer frühen und gut organisierten Lockerung untergraben. Eine erhöhte Unsicherheit würde ein stärkeres Vorsorgesparen der Verbraucher fördern und die Investitionen im In- und Ausland belasten, was sich nachteilig auf Deutschlands Investitionsgüterexporte auswirken dürfte.
Die umfangreichen fiskalischen Maßnahmen haben die Kapazitäten des Gesundheitssystems gestärkt und Arbeitsplätze und Unternehmen geschützt, u. a. durch Garantien und Eigenkapitalhilfen, um Liquidität und Solvenz zu gewährleisten. Angesichts des Ausmaßes der Herausforderung, vor der manche Unternehmen stehen, wird auch eine Beschleunigung der Insolvenzverfahren wichtig sein. Außerdem sollten die hohen Kosten von Unternehmensinsolvenzen wie geplant reduziert werden. Mit Kurzarbeit werden bestehende Beschäftigungsverhältnisse gesichert. Die Kosten eines künftigen Lockdowns könnten gesenkt werden, indem die digitale Transformation beschleunigt wird und zwar durch die Fortentwicklung von E-Government-Diensten und die Förderung des Infrastrukturausbaus, die Einführung digitaler Anwendungen in Kleinunternehmen und die Entwicklung von Kompetenzen.