Nach einem drastischen Rückgang im Jahr 2020 wird das BIP den Projektionen zufolge 2021 um 4,3 % und 2022 um 3,2 % wachsen. Lockdowns und Unsicherheit belasten die Wirtschaftstätigkeit, auch wenn die Auswirkungen auf Unternehmen und private Haushalte durch staatliche Maßnahmen abgeschwächt wurden. Der Beschäftigungsaufbau – vor allem für Geringqualifizierte, Frauen und junge Arbeitskräfte – wird erst 2022 wieder an Dynamik gewinnen, wenn voraussichtlich weite Bevölkerungsteile mit einem wirksamen Impfstoff geimpft sein werden. Dies wird den Konsum beflügeln und für eine Verringerung des Vorsorgesparens sorgen. Investitionen und Exporte dürften sich allmählich erholen, ebenso wie das Verarbeitende Gewerbe. Durch die fiskalpolitische Unterstützung steigt die öffentliche Verschuldung, die Zinssätze werden den Projektionen zufolge aber niedrig bleiben. Mittelfristig bedarf es eines größeren Wachstums, um die Haushaltsposition zu verbessern.
Im angepassten Haushaltsplan der Regierung ist ein rascheres, umweltverträglicheres, digital gestütztes und inklusiveres Wachstum vorgesehen. Die Konjunkturimpulse müssen durch andauernde und effektiv umgesetzte Strukturreformen flankiert werden. Das Regulierungssystem könnte vereinfacht, die Dauer von Gerichtsverfahren verkürzt und die berufliche Aus- und Fortbildung verbessert werden. Die Bemühungen zur Steigerung der staatlichen Infrastrukturausgaben sollten durch eine Reform der Steuer-, Beschaffungs- und Ausgabenpolitik ergänzt werden. Diese Reformen des öffentlichen Sektors würden zusammen mit einer Reform der Finanzmärkte, der Insolvenzverfahren und des Wettbewerbsrechts die Expansion neuer und kleiner Unternehmen fördern und die Produktivität verbessern. Außerdem würden sie zum Abbau der informellen Beschäftigung und zur Verringerung der fortbestehenden Ungleichheit beitragen.