Trotz einer anhaltend hohen Zahl von Neuinfektionen und Todesfällen zeichnet sich in zahlreichen Sektoren eine Erholung ab. Das BIP-Wachstum wird 2021 voraussichtlich bei 2,6 % und 2022 bei 2,2 % liegen, das vor der Pandemie verzeichnete Niveau wird die Wirtschaftsleistung aber bis Ende 2022 nicht erreichen. Die Inflation wird unter dem Zielwert verharren und die hohe Liquiditätsversorgung, die u. a. auf ein Rekordtief bei den Zinssätzen zurückzuführen ist, wird die Investitionen stützen. Durch die angesichts der Pandemie notwendigen Politikmaßnahmen haben sich die fiskalischen Risiken erhöht und die Staatsverschuldung ist gestiegen. Wenn die Strukturreformen nicht weiter vorangetrieben werden, könnte dies die Investitionstätigkeit und das künftige Wachstum bremsen.
Dank der energischen fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen konnte eine stärkere Kontraktion der Wirtschaftstätigkeit verhindert werden. Mehr als 67 Millionen einkommensschwache Haushalte erhielten Unterstützungsleistungen in Form einer befristeten Soforthilfe, durch die die Auswirkungen auf Haushaltseinkommen und Armut abgefedert wurden. Da die Erholung mehr Zeit erfordern wird und Arbeitsplätze verloren gehen dürften, wären gezielte Verbesserungen beim Sozialschutz angebracht. Die Reallokation einiger laufender Ausgaben und eine Erhöhung der Ausgabeneffizienz würden es ermöglichen, solche Verbesserungen zu finanzieren und zugleich die vor der Pandemie begonnene Haushaltsanpassung fortzusetzen. Strukturreformen, die den binnen- und außenwirtschaftlichen Wettbewerb stärken und das Investitionsklima verbessern, könnten die Produktivität erhöhen. Eine bessere Berufsausbildung würde mehr Menschen befähigen, neue wirtschaftliche Chancen zu nutzen.