Die expansive und prozyklische Fiskalpolitik der Vergangenheit hat den verfügbaren fiskalischen Spielraum verringert. Das Haushaltsdefizit wird sich in den kommenden beiden Jahren voraussichtlich weiter vergrößern, wodurch der öffentliche Schuldenstand rasch steigen dürfte. Aufgrund einer kürzlich durchgeführten Rentenreform werden sich die öffentlichen Ausgaben bis 2021 um über 2 Prozentpunkte des BIP erhöhen. Die erwarteten Verbesserungen beim Steuereinzug und bei der Effizienz im öffentlichen Sektor werden wahrscheinlich nicht rechtzeitig eintreten, um den Anstieg der öffentlichen Ausgaben auszugleichen. In der Folge wird damit gerechnet, dass der fiskalpolitische Kurs 2020 im Großen und Ganzen neutral und 2021 stark expansiv ausfallen wird.
Durch die Verschlechterung des Haushaltssaldos entstehen gewisse Risiken, da der Druck auf das Leistungsbilanzdefizit hierdurch steigt. Im Fall eines negativen makroökonomischen Schocks könnte dies einen Vertrauensverlust bei den ausländischen Anlegern bewirken. Um diesen Risiken zu begegnen und die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen zu sichern, müssen wieder Finanzpuffer aufgebaut werden. Zur Verringerung des Haushaltsdefizits sollte die Regierung den Umfang und/oder die zeitliche Gestaltung der Rentenreform überdenken. Andernfalls wird es im Rahmen der Konsolidierungsanstrengungen möglicherweise zu Ausgabenkürzungen in prioritären Bereichen, wie dem Bildungs- und Gesundheitswesen und dem Infrastruktursektor, kommen müssen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Anhebung der am wenigsten wachstumsverzerrend wirkenden Steuern, wie z.B. der Umwelt- und Vermögensteuern.
Die Finanzierungsbedingungen werden günstig bleiben, da die Geldpolitik akkommodierend ausgerichtet bleiben dürfte, obwohl die Inflation 2019 die Zielvorgabe von 2,5% (± 1%) übersteigt. Die Zinssätze werden den Projektionen zufolge in näherer Zukunft unverändert bleiben, da der Inflationsdruck langsam nachlassen und die Teuerung 2020 in den Zielkorridor der Zentralbank zurückkehren dürfte.
Der Arbeitsmarkt wird angespannt bleiben, da die Erwerbsbevölkerung aufgrund von Alterung und Abwanderung weiter schrumpft. Aktivierungsmaßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung gegenüber dem gegenwärtig niedrigen Niveau könnten helfen, die Engpässe und den Lohndruck zu verringern. Die Bezahlung im öffentlichen Dienst und die Mindestlöhne werden langsamer steigen. In der Folge wird die Lohninflation nachgeben; sie wird jedoch nach wie vor höher ausfallen als die Produktivitätssteigerungen.