Die Inflation ist 2019 deutlich gesunken, dürfte sich unter dem Einfluss steigender Strom-, Nahrungsmittel- und Kraftstoffpreise 2020 und 2021 jedoch leicht erhöhen und knapp über dem Zielwert der Zentralbank von 4,5% ansiedeln. Die Inflationserwartungen werden voraussichtlich weiterhin nach und nach in Richtung Inflationsziel zurückgehen. Die Abwärts- und Aufwärtsrisiken für die Inflationsentwicklung halten sich die Waage. Der nachfrageseitige Druck ist gering, da die Nahrungsmittelpreise und die Löhne wohl nur mäßig steigen werden. Angesichts beträchtlicher Kapazitätsüberhänge und der verankerten Inflationserwartungen könnte insbesondere 2021 Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik bestehen.
Steigende Löhne für Staatsbedienstete und höhere Ausgaben zur Rettung staatseigener Unternehmen stellen eine Belastung für die öffentlichen Finanzen dar. Die Tarifabschlüsse liegen systematisch über der Inflationsrate. Die Regierung hat einen Frühverrentungsplan angekündigt, um den Personalbestand zu senken. Allerdings sind Frühverrentungsprogramme auf kurze Sicht kostspielig. Zudem hält sich ihr Nutzen in Grenzen. Eine prüfenswerte Option wäre die Indexierung der Löhne im öffentlichen Sektor unterhalb der Inflationsrate über einen Zeitraum von drei Jahren. Die nur schleppend vorankommende Reform der staatseigenen Unternehmen belastet das Wirtschaftsklima und das Vertrauen. Aufgrund von Missmanagement, Korruption, Personalüberhang und unkontrolliertem Lohnwachstum befinden sich viele staatliche Unternehmen in einer schlechten Verfassung. Es muss ein wirksamer Governance-Rahmen für staatseigene Unternehmen geschaffen werden, der klare unternehmensspezifische Ziele für Rentabilität, Kapitalstruktur und nichtfinanzielle Ergebnisse setzt.
Die Entwicklung des Fremdenverkehrs und die Ankurbelung von Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur würden das Wachstum kurzfristig stützen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen. Die Regulierungsbeschränkungen sind nach wie vor relativ hoch. Dazu zählen die starke staatliche Einflussnahme in der Wirtschaft, Hemmnisse für inländische und ausländische Unternehmen, komplexe Regeln für Zulassungen und Genehmigungen sowie der Schutz existierender Unternehmen vor Wettbewerb. Es ist notwendig, den Regulierungsbehörden im Energie-, Verkehrs- und Telekommunikationssektor mehr Unabhängigkeit zu verleihen und die Verabschiedung und Umsetzung des Gesetzes zur Verkehrsregulierung zu beschleunigen.