OECD-Wirtschaftsausblick, Ausgabe 2019/2

Niederlande

Nachdem das Wirtschaftswachstum infolge der Abschwächung des Welthandels im Jahr 2019 rückläufig war, wird es 2020 voraussichtlich durch ein umfangreiches Konjunkturpaket angekurbelt werden. Der Arbeitsmarkt wird sich mit einer niedrigen Arbeitslosenquote und einem soliden Lohnwachstum weiter gut entwickeln.

Durch die geplanten fiskalischen Impulse wird sich der Rückgang der Staatsschuldenquote verlangsamen. Es besteht nach wie vor fiskalischer Spielraum für Interventionen, falls sich das internationale Umfeld – insbesondere im Fall eines ungeregelten Brexit – weiter verschlechtern sollte. Eine Verringerung der Differenzen in der Steuer- und Abgabenbelastung zwischen regulär und selbstständig Beschäftigten würde die Inklusivität erhöhen.

Die schwache Auslandsnachfrage belastet das Wachstum

Die schwache Auslandsnachfrage, insbesondere aus Deutschland, hemmt das Exportwachstum und hat zu einem leichten Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses geführt. Demgegenüber hat sich das Wachstum der Unternehmensinvestitionen beschleunigt. Der private Verbrauch hat sich kräftig entwickelt, was großenteils der niedrigen Arbeitslosigkeit und dem starken Lohnwachstum zuzuschreiben ist. Das Konsum- und Geschäftsklima bleibt indessen eingetrübt. Die Gesamtinflation ist gesunken, da die Effekte der vergangenen Mehrwertsteuererhöhung abgeklungen sind. Der angespannte Wohnimmobilienmarkt hat die Preise für Wohneigentum steigen lassen, und der Wohnungsbau hat sich verlangsamt.

Labour market and public debt: Netherlands

1. Maastricht definition.

Source: OECD Economic Outlook 106 database.

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Netherlands: Demand, output and prices

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Die Fiskalpolitik wird die Konjunktur stützen

Die Fiskalpolitik wurde konjunkturstützend ausgerichtet. Im Haushalt für 2020 ist eine Senkung der Einkommensteuern und eine Erhöhung der Steuergutschriften für Erwerbstätige vorgesehen. Zusätzliche Staatsausgaben fließen in die Förderung von erschwinglichem Wohnraum und in Sozialleistungen. Das Fiskalpaket hat einen Umfang von etwa 1% des BIP und wird das Wachstum 2020 Schätzungen zufolge um 0,6 Prozentpunkte erhöhen. In Anbetracht der Konjunkturabschwächung, der soliden Haushaltsposition, der günstigen Schuldenentwicklung und der niedrigen Kosten der staatlichen Finanzierung ist der fiskalpolitische Kurs angemessen. Eine aktive Fiskalpolitik wird die Nachfrage stützen und den Leistungsbilanzüberschuss verringern. Im Falle eines ungeregelten Brexit sollte die Politik zusätzliche Maßnahmen in Erwägung ziehen.

Da die Finanzierungskosten nahe am historischen Tiefstand liegen, könnte ein Investitionsfonds, wie er von der Regierung vorgeschlagen wurde, dazu beitragen, das Potenzial der Volkswirtschaft zu stärken, die bevorstehenden Herausforderungen in den Bereichen Digitalisierung, Klimawandel und Bevölkerungsalterung zu bewältigen. Trotz der jüngsten Fortschritte bei der Reduzierung der Zweiteilung des Arbeitsmarkts müssen weitere Reformen, insbesondere des Steuersystems und der Sozialversicherungsbeiträge, dafür sorgen, dass selbstständige und abhängige Beschäftigung gleichbehandelt werden.

Der schwächere Handel und der Brexit stellen Wachstumsrisiken dar

Den Projektionen zufolge wird das BIP-Wachstum 2020 leicht auf 1,8% ansteigen und 2021 dann auf 1,6% zurückgehen. 2020 wird die Nachfrage hauptsächlich durch den privaten Konsum und die kräftigen fiskalischen Impulse gestützt werden. Eine über Erwarten starke Abschwächung an den wichtigsten Exportmärkten, zu denen Deutschland zählt, stellt ein Abwärtsrisiko dar. Die Niederlande bleiben gegenüber der anhaltenden Unsicherheit im Hinblick auf den Brexit anfällig. Darüber hinaus stellen die hohen Wohnimmobilienpreise und die hohe Verschuldung der privaten Haushalte ein Risiko für die Finanzstabilität dar. Auch wenn in jüngster Zeit bereits Maßnahmen ergriffen wurden, um die Verschuldung der privaten Haushalte zu verringern – insbesondere durch Einschränkung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Hypothekenzinsen –, sollten die Anstrengungen fortgesetzt und die finanziellen Risiken überwacht werden. Ein Aufwärtsrisiko besteht im Fall einer stärkeren Aufhellung des Geschäftsklimas als in diesen Projektionen unterstellt.