Die erhöhte politische Unsicherheit über den internationalen Handel belastet die Konjunktur und die Investitionsentscheidungen. Wegen der Zollerhöhungen sehen sich Exportunternehmen mit Retorsionsmaßnahmen und die Verbraucher mit höheren Preisen konfrontiert. Maßnahmen zur Verringerung der Handelsspannungen und der damit einhergehenden Unsicherheit, wie beispielsweise der Abschluss eines Abkommens mit China, könnten Unternehmen, die derzeit mit ihren Investitionen noch abwarten, dazu bewegen, ihre Projekte schneller umzusetzen. In den Projektionen wird davon ausgegangen, dass es nach den für Dezember bereits angekündigten neuen Zollmaßnahmen zu keinen weiteren Änderungen kommt. Unter dieser Annahme könnten die höheren US-Zölle und entsprechenden Gegenmaßnahmen 2021 zu einer Schmälerung des BIP der Vereinigten Staaten um ½ Prozentpunkt führen.
Wegen der zunehmenden Ungewissheit über die Aussichten und der lauter werdenden Kritik an der Geldpolitik stehen die Währungsbehörden vor Kommunikationsherausforderungen. Die Geldpolitik muss angesichts der niedrigen Inflationserwartungen sicherstellen, dass das Inflationsziel symmetrisch erreicht wird. Unter dem Eindruck der sich verschlechternden internationalen Aussichten und der steigenden Unsicherheit hat die Federal Reserve drei Zinssenkungen vorgenommen. Sollte das Wachstum deutlich nachlassen, muss die Geldpolitik die Zinssenkungen möglicherweise durch eine verstärkte Forward Guidance und zusätzliche Bilanzoperationen ergänzen. Sollte sich die Wirtschaftslage hingegen als günstiger erweisen als erwartet, wäre eine Wiederaufnahme der geldpolitischen Normalisierung angezeigt.
Die öffentlichen Haushalte sind deutlich im Minus. Das Defizit dürfte den Projektionen zufolge 2021 auf nahezu 7% des BIP steigen. Die Ausgaben auf Ebene des Bundes, der Bundesstaaten und der Kommunen sollten so weit wie möglich in Bereiche verlagert werden, wo sie die Produktivität langfristig stützen, wie z.B. im Infrastrukturbereich. Wenn die hohen Defizite bestehen bleiben und der langfristige Ausgabendruck steigt, wird die Fiskalpolitik jedoch nicht mehr tragfähig sein. Die US-Regierung hat deshalb nur begrenzten Spielraum, um im Fall eines deutlichen Abschwungs zu reagieren. Es wäre sinnvoll, neue Finanzpuffer aufzubauen und Notfallpläne zu erstellen, um für mögliche Schocks gewappnet zu sein.
Die zu erwartende Konjunkturverlangsamung ist teilweise strukturell bedingt, da der demografische Wandel das Wachstum der Erwerbsbevölkerung bremst. Es gibt Belege dafür, dass das starke Beschäftigungswachstum die Integration marginalisierter Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt gefördert hat. Außerdem scheinen die Anstrengungen zur Verringerung der Opioidabhängigkeit Früchte zu tragen, was die Sterberaten wahrscheinlich senken und die Erwerbsbeteiligung erhöhen wird. Weitere Maßnahmen, um die (Wieder-)Eingliederung ins Erwerbsleben zu erleichtern, würden die Verlangsamung der Beschäftigungsentwicklung teilweise ausgleichen und zugleich die Produktivität steigern. Eine Lockerung der Berufszulassungs- und Bebauungsregelungen würde den Arbeitskräften helfen, produktivere Arbeitsplätze zu finden. Dies würde sich positiv auf die Einkommen der privaten Haushalte auswirken und vielen einkommensschwachen Familien helfen.