Die Fiskalpolitik ist angesichts des schwächeren außenwirtschaftlichen Wachstums konjunkturstützend ausgerichtet. Der Überschuss im Primärhaushalt wird Schätzungen zufolge von 1,3% des BIP in den Jahren 2018 und 2019 auf 1,0% des BIP in den Jahren 2020 und 2021 zurückgehen. Die Regierung plant für 2020 und 2021 neue Maßnahmen, darunter eine Senkung der Sozialversicherungsbeiträge, eine Verlängerung der Steueranreize des Programms „Industrie 4.0“ zur Förderung privater Investitionen und eine Erhöhung der öffentlichen Investitionen, insbesondere in strukturschwachen Regionen. Sie beabsichtigt, diese Maßnahmen durch höhere Einnahmen, u.a. neue Umwelt- und Zuckersteuern, eine bessere Mehrwertsteuererhebung, niedrigere Zinskosten sowie Ausgabenkürzungen zu finanzieren. Die fiskalischen Maßnahmen werden zusammen mit dem langsameren Wachstum dazu führen, dass die Staatsschuldenquote 2019 auf 136% des BIP ansteigt, bevor sie ab 2021 zu sinken beginnt. Die Regierung ist entschlossen, die Konjunktur zu stützen und gleichzeitig den Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU einzuhalten.
Um die Staatsverschuldung auf einen nachhaltigen Abwärtstrend zu bringen und gleichzeitig das Wachstum zu stützen, vor allem in strukturschwachen Regionen, muss neben ehrgeizigen Strukturreformen ein glaubwürdiger mittelfristiger Haushaltsplan umgesetzt werden. Durch Spending Reviews zur Rationalisierung der Ausgaben, die Rücknahme der Änderungen der 2019 eingeführten Frühverrentungsregeln und die weitere Verknüpfung des Renteneintrittsalters mit der Lebenserwartung wäre es möglich, Ressourcen für wirksamere Programme und öffentliche Investitionen freizusetzen und die Generationengerechtigkeit zu steigern. Wenn Steuervergünstigungen und insbesondere umweltschädliche Subventionen abgebaut werden und Steuerhinterziehung bekämpft wird, können die Einnahmen gestützt und die Steuerbasis ausgeweitet werden. So kann die Regierung die Umweltqualität erhöhen und das Steuersystem gerechter gestalten.
Voraussetzung für dauerhafte Steigerungen der Einkommen und des Lebensstandards, die allen zugutekommen, ist ein Anstieg des schleppenden Produktivitäts- und Beschäftigungswachstums. Würden bürokratische Hürden für Investitionen abgebaut und der Wettbewerb in nach wie vor geschützten Märkten, wie den freien Berufen, gestärkt, könnten die Produktivität und die Investitionstätigkeit steigen. Ein leistungsfähigerer öffentlicher Sektor, insbesondere in strukturschwachen Regionen, ist von entscheidender Bedeutung, um Produktivität, Wirtschaftstätigkeit und Teilhabe zu steigern. Für die Umsetzung des Bürgereinkommens und der Aktivierungsprogramme ist es entscheidend, dass die öffentliche Arbeitsverwaltung gestärkt wird. Durch die Umsetzung der Pläne der Regierung zur Ausweitung des Kinderbetreuungsangebots und zur stärkeren Unterstützung der Familien bei Bildung und Pflege kann für mehr Teilhabe gesorgt und können Hindernisse für die Erwerbstätigkeit von Frauen verringert werden.