In den Projektionen wird ein geregelter Austritt aus der Europäischen Union mit einer nach 2021 endenden Übergangsphase unterstellt. Um die anhaltende Unsicherheit zu verringern, die die langfristigen Aussichten beeinträchtigt, sollte das Vereinigte Königreich so schnell wie möglich seine Position bezüglich der künftigen Beziehung zur Europäischen Union klarstellen. Die Regierung sollte ein Abkommen anstreben, das möglichst enge Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union und weitreichenden Zugang zu den Auslandsmärkten für Finanzdienstleistungen sicherstellt. In Anbetracht der starken Handelsintegration mit der Europäischen Union sowie der umfassenden Handelsbeziehungen der EU zu Drittstaaten wird der Brexit die Handelshemmnisse erhöhen und die Ausfuhren des Vereinigten Königreichs belasten.
Der geldpolitische Kurs ist im Kontext der erheblichen Unsicherheit angemessen akkommodierend geblieben. Im Fall eines ungeregelten Austritts sollte die Bank of England die Konjunktur durch Zinssenkungen und Anleihekäufe ankurbeln. Dies würde jedoch nicht ausreichen, um den erheblichen Rückgang der Wirtschaftsleistung auszugleichen, mit dem in einem solchen Szenario zu rechnen wäre. Der Finanzpolitische Ausschuss der Bank of England sollte bereit sein, die antizyklische Kapitalpufferquote zu senken, damit die Banken im Fall von Finanzmarktturbulenzen über die Kapazität verfügen, weiter Kredite an Privathaushalte und Unternehmen zu vergeben.
Die Regierung hat in ihrer Ausgabenplanung für das Finanzjahr 2020/2021 einen deutlichen Ausgabenanstieg angekündigt. Dieser dürfte das Wachstum um rd. 0,2 Prozentpunkte steigern. Die Regierung hat signalisiert, dass sie zudem Steuersenkungen und zusätzliche Ausgabenerhöhungen plant, die in den Projektionen nicht berücksichtigt sind. Die künftige Fiskalpolitik ist in Anbetracht der Parlamentswahlen im Dezember besonders ungewiss. Bei einem EU-Austritt ohne Einigung auf ein Handelsabkommen oder einer weiteren Verschlechterung des außenwirtschaftlichen Umfelds wäre ein zeitlich befristetes Konjunkturpaket gerechtfertigt, um die dadurch verursachten Disruptionen zu bewältigen. Zum einen sollte in diesem Zusammenhang das Wirken der automatischen fiskalischen Stabilisatoren in vollem Umfang zugelassen werden. Darüber hinaus könnten die Ausgaben im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik erhöht werden, mit denen Ausbildungsmaßnahmen und Dienstleistungen für entlassene und geringqualifizierte Arbeitskräfte gefördert werden. Die Maßnahmen der Regierung sollten darauf ausgerichtet sein, bei Eintreten Brexit-bedingter Handels- und Produktionsverlagerungen nicht bestimmte Sektoren oder Arbeitsplätze, sondern die betroffenen Arbeitskräfte zu unterstützen. Zeitlich befristete Krisenmaßnahmen wie z.B. beschleunigte Abschreibungsmöglichkeiten könnten ebenfalls erwogen werden.