Die Bruttostaatsverschuldung befindet sich auf einem nicht tragfähigen Kurs und wird zum Jahresende 2019 voraussichtlich bei über 90% des BIP liegen; die Zinszahlungen auf Fremdwährungsanleihen steigen und die Staatseinnahmen können nicht mit der Inflation Schritt halten. Vor diesem Hintergrund ist eine weitere Haushaltskonsolidierung oder Schuldenumstrukturierung unverzichtbar, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Die Bemühungen, die Effizienz der Staatsausgaben zu steigern und ineffiziente Ausgaben zu kürzen, sollten fortgesetzt werden. Die jüngsten Erhöhungen der Sozialleistungen für bedürftige Bevölkerungsgruppen werden dazu beitragen, Niedrigeinkommenshaushalte vor den Auswirkungen der Rezession zu schützen. Allerdings müssen die Leistungen regelmäßig angepasst werden, um ihren realen Wert zu erhalten.
Um die Inflation zu drücken, die gegenwärtig bei 50% liegt, ist weiterhin ein restriktiver geldpolitischer Kurs erforderlich. Die hohe Inflation belastet insbesondere Niedrigeinkommenshaushalte, die nicht über die Mittel verfügen, sich gegen Kaufkraftverluste abzusichern. Durch eine größere formale Unabhängigkeit der Zentralbank könnte die Wirksamkeit der Geldpolitik erhöht werden. Die Kapitalverkehrskontrollen haben zur Stabilisierung des Wechselkurses beigetragen. Es ist aber wichtig, die künftige reale Aufwertung zu begrenzen, damit die Exporte die wirtschaftliche Erholung in Schwung bringen können. Angesichts der geringen Währungsinkongruenzen der inländischen Banken und des niedrigen Grads an Finanzintermediation scheint der Bankensektor bislang mit dem volatilen wirtschaftlichen Umfeld zurechtzukommen.
Bei den Strukturreformen bedarf es weiterer Fortschritte, um die Produktivität zu verbessern, die Exporte anzukurbeln und das Wachstum und die Inklusivität zu steigern. Das Steuersystem sorgt nach wie vor für erhebliche Verzerrungen, die die Produktivität mindern. Überdies könnte durch eine progressivere Besteuerung die Umverteilung verstärkt werden. Aufgrund von binnenwirtschaftlichen Marktzutrittsschranken sowie Hemmnissen für die unternehmerische Tätigkeit und den Handel ist der Wettbewerb in vielen Sektoren weiterhin schwach. Die niedrigeren Verbraucherpreise, die sich durch einen stärkeren Wettbewerb in- und ausländischer Konkurrenzunternehmen erreichen ließen, würden besonders den einkommensschwächeren Haushalten zugutekommen. Ein besserer Zugang zu Vorleistungen würde die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Produzenten steigern. Dies würde es den Unternehmen ermöglichen, besser bezahlte Arbeitsplätze im formellen Sektor zu schaffen. Umfangreichere Weiterbildungsmöglichkeiten würden den Arbeitskräften helfen, diese neuen Beschäftigungschancen zu nutzen. Zugleich könnte durch eine effektivere Arbeitslosenversicherung die Einkommenssicherung für Arbeitskräfte verbessert werden. Rund ein Drittel der Erwerbsbevölkerung arbeitet zurzeit im informellen Sektor ohne jeglichen Beschäftigungsschutz.