Durch die Umsetzung verschiedener im Koalitionsvertrag vereinbarter Maßnahmen, wie z.B. höherer Steuerfreibeträge, Kindergeldleistungen und Renten, ist die Fiskalpolitik in diesem Jahr expansiv ausgerichtet. Einige dieser Maßnahmen werden die Nachfrage 2020 ebenfalls beleben, allerdings in geringerem Umfang als 2019. Im Jahr 2021 wird die Konjunktur durch eine weitere Anhebung des Kindergelds und die notwendige Reform des in den 1990er Jahren zur Finanzierung der Wiedervereinigung eingeführten Solidaritätszuschlags etwas angekurbelt werden.
Da sich die Wirtschaft verlangsamt und in einem breiten Spektrum von Infrastruktursektoren, wie Breitband-Internet, Straßen, Schulen, Wohnungsbau, Energie, Abfall- und Wasserwirtschaft, ein Investitionsstau besteht, sollten die Haushaltsspielräume genutzt werden, um das langfristige Wachstum zu stärken, den regionalen Zusammenhalt zu fördern und den Übergang zu einer umweltfreundlichen, emissionsarmen Energie- und Verkehrsinfrastruktur zu beschleunigen. Gleichzeitig müssen die in vielen Kommunen bestehenden finanziellen und personellen Engpässe in der Projektplanung dringend durch Weiterbildung und Kapazitätserweiterungen auf lokaler Ebene behoben werden. Außerdem ist es aufgrund der angespannten Kapazitäten im Baugewerbe und am Arbeitsmarkt nur begrenzt möglich, die öffentlichen Investitionen sofort zu erhöhen, ohne die Kosten zu steigern. Die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte in Berufen, in denen Arbeitskräftemangel das Produktionswachstum bremst, könnte diesen Engpässen entgegenwirken. Zudem könnte sich die Situation ändern, wenn die derzeitige Konjunkturschwäche anhält. Die derzeitigen Ausgabenpläne reichen nicht aus, um den Investitionsstau zu beheben.
Der Bundeshaushalt wird trotz der geplanten Strukturhilfen für die Bergbauregionen und des Klimapakets voraussichtlich ausgeglichen bleiben. Der verfügbare fiskalische Spielraum, der sich aufgrund der sinkenden staatlichen Kreditkosten ausgeweitet hat, sollte auf jeden Fall genutzt werden, da die Geldpolitik im Euroraum bereits expansiv ausgerichtet ist und nur begrenzte Möglichkeiten hat, noch mehr zu tun. Die anhaltend niedrigen Zinssätze verstärken die Risiken für die Finanzstabilität, die von einer hohen Verschuldung und einem beschleunigten Kreditwachstum ausgehen. Im Juli 2019 erhöhte die Finanzmarktaufsicht den antizyklischen Kapitalpuffer auf 0,25%, um die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems zu stärken.