Die monetären Bedingungen im Euroraum sind nach wie vor sehr akkommodierend. Die relativ niedrigen Kreditkosten und die schnell steigenden Einkommen halten die Konjunktur am Wohnimmobilienmarkt auf Rekordniveau und stützen das kräftige Wachstum der Wohnimmobilienpreise, wenngleich nach wie vor große regionale Unterschiede bestehen. Die Wohnungsbaukredite sind in der ersten Jahreshälfte um rd. 9% gestiegen. Da die Kredit-BIP-Relation der privaten Haushalte und die realen Wohnimmobilienpreise im historischen Vergleich immer noch niedrig sind, scheinen die Risiken für die Finanzstabilität begrenzt. Die zuständigen Stellen müssen weiterhin proaktiv prudenzielle Maßnahmen ergreifen, um die Entstehung von Ungleichgewichten zu verhindern.
Der Haushalt für 2020 sieht einen weiteren Anstieg der Sozialausgaben, insbesondere beim Kindergeld, und Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst in Bereichen wie Bildung und Gesundheit vor. Der mit diesen armutsverringernden Initiativen verbundene Ausgabenanstieg wird teilweise durch Verbesserungen in der Steuerverwaltung ausgeglichen. Dazu zählen u.a. die Entwicklung eines durchgängigen Kontrollsystems zur Verhinderung von Steuerbetrug und die Anhebung einiger Steuern, wie beispielsweise der Verbrauchsteuern auf Kraftstoffe, Getränke mit hohem Alkoholgehalt und Tabakerzeugnisse. Nach der Lockerung im Jahr 2019 wird der fiskalpolitische Kurs 2020-2021 wahrscheinlich weitgehend neutral ausgerichtet werden. Eine solide Haushaltsposition ist entscheidend, um sozialen Bedürfnissen zu begegnen, weitere Strukturreformen in wichtigen Bereichen wie Bildung und Innovation durchzuführen und die Verschuldung niedrig zu halten.
Um die Produktivität und Inklusivität zu erhöhen, ist es unerlässlich, die Kompetenzen zu verbessern und die Diskrepanzen zwischen am Markt nachgefragten und angebotenen Kompetenzen zu verringern. Viele Arbeitskräfte sind überqualifiziert für die Tätigkeit, die sie ausüben. Maßnahmen, die die Unterrichtsqualität verbessern und das Bildungssystem stärker auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts ausrichten, sind von zentraler Bedeutung. Außerdem sollte die berufliche Bildung durch eine stärkere Akzentuierung des Lernens am Arbeitsplatz verbessert und ihre Attraktivität für junge Menschen erhöht werden. Die Vermittlung guter und relevanter Kompetenzen erfordert auch effektive Höherqualifizierungs- und Umschulungsprogramme, die lebenslanges Lernen fördern und die Beschäftigungschancen sowie die Inklusivität am Arbeitsmarkt erhöhen.