Die Geldpolitik wird im Euroraum wahrscheinlich sehr akkommodierend ausgerichtet bleiben. Eine weitere fiskalische Expansion sollte in Estland vermieden werden, um das Risiko einer Überhitzung zu verringern. Es besteht jedoch fiskalischer Spielraum, produktivitätssteigernde Investitionen zu finanzieren, beispielsweise in Infrastruktur und Kompetenzen. Die Wohnimmobilienpreise steigen parallel zu den Einkommen und die Widerstandsfähigkeit wurde durch makroprudenzielle Instrumente gestärkt. Ein Großteil der Bankdienstleistungen entfällt auf Tochtergesellschaften nordischer Banken. Da mehrere dieser Banken in laufende Geldwäscheermittlungen verwickelt sind, sollte der Rechtsrahmen verschärft werden, um das Risiko von Bankschließungen zu reduzieren.
Das Exportwachstum ist weiterhin recht solide, da der Anstieg der Lohnstückkosten durch eine Verbesserung der nichtpreislichen Wettbewerbsfähigkeit und eine Reduzierung der Gewinnmargen ausgeglichen wird. Die sinkende preisliche Wettbewerbsfähigkeit trägt zu einem Rückgang der Beschäftigung im traditionellen Verarbeitenden Gewerbe bei. Die damit verbundenen sozialen Kosten können erheblich sein und sich auf bestimmte Regionen konzentrieren. Ein besserer Zugang zur Arbeitslosenversicherung und zu Aktivierungsmaßnahmen kann dazu beitragen, die sozialen Auswirkungen zu mildern und die Rückkehr der Arbeitsuchenden in Beschäftigung zu beschleunigen. Strukturpolitische Maßnahmen, die die Produktivität steigern und die Einführung digitaler Technologien fördern, würden das Einkommenswachstum stützen.
Das Beschäftigungswachstum ist kräftig und die Zuwanderung trägt dazu bei, Arbeitskräfteengpässe zu mildern. Die Reform der Unterstützung bei Erwerbsminderung bringt Sozialleistungsempfänger mit verminderter Erwerbsfähigkeit wieder in Beschäftigung. Da einige der Betroffenen und Arbeitskräfte, die ihren Arbeitsplatz im traditionellen Verarbeitenden Gewerbe verloren haben, jedoch möglicherweise Schwierigkeiten haben, eine neue Beschäftigung zu finden, sind verstärkte Anstrengungen bei Umschulung und Weiterqualifizierung erforderlich. Ein besserer Zugang zu Kinderbetreuungsleistungen und eine ausgewogenere Aufteilung der Elternzeit zwischen den Eltern könnte die Erwerbsbeteiligung von Frauen weiter stärken und das zweithöchste geschlechtsspezifische Lohngefälle im OECD-Raum reduzieren.