OECD-Wirtschaftsausblick, Ausgabe 2019/1

Portugal

Den Projektionen zufolge wird das Wirtschaftswachstum 2019 und 2020 mit 1,8-1,9% stabil bleiben. Als Reaktion auf das anhaltende Beschäftigungswachstum und die in letzter Zeit erfolgten Lohnerhöhungen wird der private Verbrauch weiter steigen. Das Wachstum der Unternehmensinvestitionen dürfte dank der soliden Ertragslage der Unternehmen und der akkommodierenden finanziellen Rahmenbedingungen robust bleiben. Allerdings wird sich das Exportwachstum angesichts der Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit bei den wichtigsten Handelspartnern Portugals verlangsamen.

Von der Fiskalpolitik dürfte 2019 und 2020 eine leicht wachstumsstützende Wirkung ausgehen. Dennoch sollte die Verringerung der Staatsverschuldung weiterhin Priorität haben, wozu u.a. neue produktivitätssteigernde Politikänderungen vorgenommen werden sollten. In einigen Sektoren wie den freien Berufen und dem Verkehrswesen sollte die bestehende Regulierung reformiert werden, um die Vorleistungskosten der Unternehmen zu verringern. Gleichzeitig sollten die Reformen des Justiz- und des Berufsbildungssystems fortgesetzt werden.

Die Verbraucherausgaben sind dank verbesserter Arbeitsmarktbedingungen gestiegen

Die Wirtschaft expandiert weiterhin rasch, da Beschäftigungszuwächse und steigende verfügbare Realeinkommen den privaten Verbrauch stützen. Die Ende 2018 beobachtete Abschwächung der Exporttätigkeit war z.T. auf Streiks im Hafen von Setúbal im November und Dezember zurückzuführen, die die Automobilexporte vorübergehend behinderten. Die Importe sind stark gestiegen, allen voran von Maschinen und Ausrüstungen. Wirtschafts- und Konsumklima sind im Vergleich zum Zeitraum 2014-2016 weiterhin gut, haben sich seit Mitte 2018 aber leicht eingetrübt.

Private consumption and confidence: Portugal

Source: OECD Economic Outlook 105 database; and European Commission, Economic Sentiment Indicator.

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Portugal: Demand, production and prices

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Binnenwirtschaftliche Faktoren stützen das Wachstum

Die Fiskalpolitik wird das Wirtschaftswachstum 2019 und 2020 voraussichtlich ankurbeln. Bei den Löhnen und Gehältern im öffentlichen Sektor ist nach den drastischen Kürzungen auf dem Höhepunkt der Krise nun eine Wende eingetreten, die Beschäftigung im öffentlichen Sektor nimmt wieder zu und neue Änderungen der Steuer- und Transferpolitik werden das Wachstum der verfügbaren Einkommen stützen. Eine stärkere Inanspruchnahme von EU-Mitteln in den kommenden Jahren dürfte die Investitionstätigkeit erhöhen. Die Wiederaufnahme öffentlicher Investitionsprojekte mit hohem wirtschaftlichen Ertrag ist angesichts der rasch alternden Bevölkerung und des schwachen Produktivitätswachstums in Portugal von entscheidender Bedeutung.

Die finanziellen Rahmenbedingungen im Unternehmenssektor haben sich verbessert: Die Eigenkapitalrendite ist in den vergangenen Jahren gestiegen, insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen, und die Kreditkosten gehen weiter zurück. Nach einer langen Phase des Schuldenabbaus im Unternehmenssektor befinden sich die Unternehmen nun in einer guten Finanzlage, dank der sie neue Investitionsprojekte in Angriff nehmen können.

Neue produktivitätssteigernde Reformen könnten die Kosten für die Unternehmen weiter reduzieren. Einige freie Berufe sind streng reguliert und werden zudem durch denselben Berufsverband vertreten. Es sollten unabhängige Aufsichtsorgane eingerichtet werden, die alle neuen Vorschriften genehmigen müssen, die von Berufsverbänden vorgeschlagen werden. In der Hafenbranche können Konzessionsverträge vergeben werden, die privaten Anbietern von Hafendienstleistungen Exklusivrechte erteilen. Häufig haben diese Verträge aber eine zu lange Laufzeit, weshalb potenzielle neue Anbieter, die den portugiesischen Unternehmen qualitativ hochwertigere Leistungen anbieten könnten, möglicherweise nicht zum Zuge kommen.

Das Wirtschaftswachstum bleibt den Projektionen zufolge solide

Das BIP-Wachstum wird 2019 voraussichtlich bei 1,8% und 2020 bei 1,9% liegen. Anhaltende Verbesserungen der Arbeitsmarktbedingungen werden den privaten Konsum stützen. Ein weiterer allmählicher Abbau der Kapazitätsüberhänge dürfte in den kommenden Jahren zu einem leichten Inflationsanstieg führen. Die voraussichtliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Exportmärkten wie Spanien, Deutschland und dem Vereinigten Königreich dürfte das Wachstum der portugiesischen Exporte bremsen.

Zu den Risiken bei diesem Ausblick gehören restriktivere finanzielle Rahmenbedingungen. Insbesondere eine Erhöhung der Marktzinsen könnte die Ausgaben der Unternehmen und privaten Haushalte dämpfen und zu einer Zunahme des Bestands notleidender Kredite in den Bankbilanzen führen. Weitere Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit portugiesischer Exporte könnten demgegenüber deutlichere Zugewinne an Exportmarktanteilen zur Folge haben.