Die monetären Bedingungen werden sehr konjunkturstützend bleiben, was angesichts der anhaltend niedrigen Kerninflation und der Notwendigkeit, die Inlandsnachfrage zu stützen und die Instabilitätsrisiken an den Finanzmärkten zu minimieren, angemessen ist. Die Nettoanleihekäufe wurden im Dezember wie geplant von der EZB eingestellt. Die weiter andauernde Wiederanlage fälliger Wertpapiere wird allerdings dazu beitragen, die langfristigen Zinssätze auf einem niedrigen Niveau zu halten. Der EZB zufolge sollen die Leitzinsen nun mindestens bis Ende 2019 unverändert bleiben. Daneben wird ab September 2019 eine neue Reihe von vierteljährlichen gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (GLRG III) durchgeführt, was zu begrüßen ist. Mit der ersten Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes wird erst im vierten Quartal 2020 gerechnet. Auf nationaler Ebene sollte das Entstehen von Immobilienmarktrisiken mit makroprudenziellen, wohnungsbau- und steuerpolitischen Maßnahmen eingedämmt werden.
Im Euroraum insgesamt wird der fiskalpolitische Kurs im Zeitraum 2019-2020 voraussichtlich leicht expansiv ausgerichtet sein, mit einem Volumen von etwa ¼ Prozentpunkt des potenziellen BIP in beiden Jahren. In Ländern mit sehr unterschiedlichem fiskalischen Handlungsspielraum wird eine leichte Lockerung der Fiskalpolitik beobachtet, die oft Maßnahmen zur Stärkung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte umfasst. Diese Stützung ist zwar zu begrüßen, trägt aber wenig dazu bei, das gedämpfte Wachstumspotenzial und die nach wie vor niedrigen Investitionen im Euroraum wieder zu beleben. Es spricht einiges dafür, dass das historisch niedrige Zinsniveau von denjenigen Ländern mit niedriger Staatsverschuldung genutzt wird, um der Wirtschaft durch eine Erhöhung der staatlichen Investitionen zusätzliche Impulse zu verleihen, und von allen Ländern, um ihre Strukturreformanstrengungen fortzusetzen. Höhere öffentliche Investitionen würden dem Investitionsbedarf einiger Länder Rechnung tragen, hätten positive Ausstrahlungseffekte auf andere Länder des Euroraums und würden die Umsetzung von Strukturreformen erleichtern.
Auch zur Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion bedarf es gemeinsamer Anstrengungen. Alle Länder müssen ihre Produktmärkte weiter liberalisieren, insbesondere bei den Dienstleistungen und Netzindustrien, um den Binnenmarkt zu vertiefen und die sich daraus ergebenden Produktivitätssteigerungen voll nutzen zu können. Fortschritte auf dem Weg zur Einrichtung einer Bankenunion durch eine gemeinsame Einlagensicherung und eine gemeinsame fiskalische Letztsicherung für den einheitlichen Abwicklungsfonds würden die Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Krisen erhöhen, u.a. durch eine Förderung der Finanzmarktintegration. Eine raschere Abwicklung der verbleibenden notleidenden Kredite, deren Bestand in einigen Ländern nach wie vor hoch ist, würde die Finanzmarktintegration ebenfalls begünstigen und die Kreditvergabe und Investitionstätigkeit beflügeln. Die Schaffung einer gemeinsamen Fiskalkapazität für den Euroraum kann wirtschaftliche Schocks abfedern helfen und den Euroraum gegen die nächste Krise stärken. Parallel dazu würde die Einführung einfacherer Haushaltsregeln, bei denen das Ausgabenwachstum im Mittelpunkt steht und in Zielvorgaben für Schuldenquoten verankert ist, Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Fiskalregeln erhöhen.