Die Inflation ist niedrig, was aber mit dem Ziel der Nationalbank im Einklang steht, sie im Bereich von 0-2% zu halten. Die Geldpolitik ist expansiv ausgerichtet, und die nach wie vor negativen Zinsen erhöhen die Finanzstabilitätsrisiken. Mit der ersten Erhöhung des Leitzinses, der gegenwärtig bei -0,75% liegt, wird für Ende 2020 gerechnet. Ein Regierungsvorschlag, der derzeit Gegenstand eines Konsultationsverfahrens ist, sieht eine stärkere Kapitalunterlegung von Krediten für Renditeimmobilien vor. Diese strengere Risikogewichtung würde bei Objekten mit hoher Beleihungsquote greifen. Die Banken denken ihrerseits über die Möglichkeit einer Verschärfung ihrer Selbstregulierung auf Basis der Beleihungsquoten nach. Um die Finanzstabilitätsrisiken zu verringern, sollte nach dem Comply-or-explain-Prinzip ein klarer Rahmen mit Kreditvergabegrenzen vorgegeben werden.
2020 wird der haushaltspolitische Kurs voraussichtlich expansiv, womit der Haushaltsüberschuss sinken dürfte, während mit der Normalisierung der Geldpolitik begonnen wird. Infolge der Unternehmensteuerreform, die mit niedrigeren Steuersätzen auf Ebene der Kantone verbunden ist, wird das Steueraufkommen zurückgehen. Eine für 2021 geplante Einkommensteuersenkung soll die negativen Arbeitsanreize für Zweitverdiener verringern. Würden diese Reformen wie vorgeschlagen durch eine Mehrwertsteuererhöhung flankiert und die Umweltsteuern angehoben, würde das Steuersystem effizienter und könnten Umweltschädigungen verringert werden. Mit einer Anhebung der öffentlichen Investitionen, die sich derzeit auf relativ niedrigem Niveau bewegen, könnte langfristigen Herausforderungen wie der Bevölkerungsalterung und dem Klimawandel begegnet werden.
Die Kompetenzengpässe wachsen, vor allem in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften und Informatik. Die Zahl der freien Stellen steigt weiter, während sich die Zuwanderung – die seit Langem eine wichtige Fachkräftequelle für die Schweiz ist – verlangsamt und die ersten Effekte der Bevölkerungsalterung spürbar werden. Auf mittlere Sicht könnte der Fachkräftemangel verringert werden, wenn Frauen stärker dazu ermutigt würden, sich in Bereichen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ausbilden zu lassen. Auf kurze Sicht würde auch die Aufnahme einer größeren Zahl von Zuwanderern aus Nicht-EU-Ländern helfen.