Die Fiskalpolitik wird mit einem umfangreichen fiskalischen Konjunkturpaket stark expansiv ausgerichtet. Die Leistungen des Programms 500+ für das erste Kind sind ab Juli 2019 nicht mehr bedürftigkeitsabhängig, Rentner erhalten 2019 eine einmalige Sonderzahlung und ab 2020 sind Einkommensteuersenkungen vorgesehen. Trotzdem wird sich das Haushaltsdefizit 2020 dank Einmaleinnahmen, vor allem aufgrund von Änderungen im Rentensystem, um rd. 1 Prozentpunkt des BIP verringern. Auch ein Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge wird 2020 das Haushaltsdefizit begrenzen. Dennoch wäre eine restriktivere Fiskalpolitik angemessen. Einnahmesteigerungen wären möglich, wenn einige ermäßigte Mehrwertsteuersätze, von denen einkommensschwache Haushalte nicht profitieren, und die steuerliche Vorzugsbehandlung für Selbstständige abgeschafft würden. Zugleich könnten Haushaltseinsparungen erzielt werden, wenn umfassende Spending Reviews eingeführt und die Energiesubventionen auf den Prüfstand gestellt würden. Die geldpolitische Akkommodierung ist in Anbetracht des verhaltenen Inflationsdrucks angemessen. Allerdings dürfte sich das Lohnwachstum wegen der gravierenden Kapazitätsengpässe und der Lohnerhöhungen im öffentlichen Sektor weiter beschleunigen. Die Zentralbank wird im Sommer 2019 voraussichtlich einen Straffungszyklus einleiten, um dem steigenden Inflationsdruck zu begegnen.
Um dem Rückgang der Erwerbsbevölkerung entgegenzuwirken, gilt es, die Frauenerwerbsbeteiligung zu steigern, das effektive Renteneintrittsalter zu erhöhen und die hochqualifizierte Zuwanderung zu fördern. Ein erleichterter Zugang zu qualitativ hochwertiger frühkindlicher Betreuung würde die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Chancen benachteiligter Kinder verbessern. Die hohe Zuwanderung aus osteuropäischen Nachbarstaaten entschärft zwar die Arbeitskräfteengpässe, umfassende Monitoring- und Integrationsmaßnahmen würden Polen jedoch helfen, qualifizierte Zuwanderer zu gewinnen und zu halten. Stärkere Bemühungen zur Aufklärung der Öffentlichkeit darüber, wie sich eine längere Erwerbstätigkeit auf das Renteneinkommen auswirkt, würden zur Erhöhung des effektiven Renteneintrittsalters beitragen. Korrekturen im Rentensystem, wie z.B. eine Angleichung des Renteneintrittsalters für Männer und Frauen und eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung, würden ebenfalls bei der Bewältigung der demografischen Herausforderungen helfen. Die Teilnahme an Erwachsenenbildung ist begrenzt und die Digitalkompetenz – insbesondere älterer Arbeitskräfte – muss verbessert werden. Eine Steigerung des Kompetenzniveaus durch die Förderung lebenslangen Lernens würde mehr Lernmöglichkeiten im Einklang mit Arbeitsmarkterfordernissen schaffen und die langfristigen Beschäftigungschancen erhöhen.