Die Fiskalpolitik stützt die Konsumnachfrage. Die Einnahmen aus der Unternehmensteuer sprudeln dank der zur Verbesserung der Steuerdisziplin vorgenommenen Maßnahmen zwar, die Einnahmen aus der GST und der Einkommensteuer liegen jedoch unter der Zielvorgabe. Verschiedene Sozialprogramme zugunsten der Armen sind in Umsetzung, wodurch der vorübergehende Ausgabendruck im Vorfeld der Wahlen verstärkt wird. Dies betrifft u.a. eine neue Versicherung für Behandlungen im Krankenhaus, die Einrichtung von Primärversorgungszentren, Altersrenten für Arbeitskräfte des unorganisierten/informellen Sektors sowie Maßnahmen zur Stützung der Einkommen von Kleinbauern mit Grundbesitz. Diese Maßnahmen werden dazu beitragen, die Armut zu verringern und den Zugang zu qualitativ hochwertigen öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern. Der fiskalische Spielraum der meisten Bundesstaaten ist begrenzt. In Anbetracht der relativ hohen Staatsverschuldung und um keine Investitionen des privaten Sektors zu verdrängen, sollten zusätzliche Ausgaben z.T. durch die Beendigung ineffizienter Ausgabenprogramme finanziert werden. Hierzu zählen beispielsweise die Düngemittelsubventionen, die vor allem den landwirtschaftlichen Großbetrieben zugutekommen und zur Boden- und Gewässerdegradation beitragen. Zusätzliche Steuereinnahmen könnten auch durch die Einschränkung von Steuerbefreiungen und ermäßigten Steuersätzen bei der GST und durch die Abschaffung von Steuernachlässen im Einkommensteuersystem, die vor allem Reichen zugutekommen, erzielt werden.
Da die Inflation deutlich unter der Mitte des Zielkorridors liegt, die Inflationserwartungen sinken und Kapazitätsüberhänge bestehen, ist Spielraum vorhanden, um die Leitzinsen herabzusetzen. In Anbetracht der sich allmählich verbessernden Verfassung der Banken – manifestiert in dem jüngsten Rückgang der Problemaktiva – dürften sich die Kreditzinsen rascher anpassen und damit die Unternehmensinvestitionen ankurbeln. Um einen erneuten Anstieg notleidender Kredite zu verhindern, sollte die Governance der öffentlichen Banken verbessert werden, um solide Portfolioentscheidungen zu gewährleisten. Die Umsetzung strenger Normen für zahlungsunfähige Schuldner und die Abwicklung von Insolvenzverfahren innerhalb festgelegter Fristen sind ebenfalls entscheidend, um ein verantwortungsvolles Verhalten der Schuldner zu fördern.
Die Beseitigung struktureller Engpässe im Verarbeitenden Gewerbe ist unverzichtbar, um die Schaffung von Arbeitsplätzen in produktiveren und besser bezahlten Tätigkeiten zu fördern. Bei der Infrastruktur wurden Verbesserungen erzielt, insbesondere im Energieversorgungs- und Straßenbereich. Durch die Abschaffung der Vielzahl von Steuern auf Ebene der Bundesstaaten und der Umsatzsteuern mit Kaskadenwirkung zugunsten der GST ist in Indien ein einheitlicher Markt entstanden, und die Ausfuhren haben auf den Auslandsmärkten an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen, da Vorsteuern in Abzug gebracht werden können. Um den Unternehmen zu helfen zu wachsen und ihre Produktivität zu steigern, sollten die Regulierung der Produkt- und Arbeitsmärkte sowie die Verwaltungsverfahren weiter gestrafft und modernisiert werden. Die in einigen Bundesstaaten gesammelten Erfahrungen sind vielversprechend, allerdings ist es aufgrund fehlender umfassender und aktueller Daten – u.a. zur Beschäftigung – schwer zu beurteilen, welche Vorteile die Reformen gebracht haben. Industrieproduktion, Ausfuhren und Arbeitsplätze würden außerdem von einem Abbau tarifärer und nichttarifärer Handelshemmnisse profitieren. Die Grunderwerbs- und Genehmigungsverfahren sollten erleichtert und vorhersehbar gestaltet werden, um Neuinvestitionen zu fördern.